Exemplarische Wiederentdeckungen
Jeder kennt das Opernschaustück Die lustigen Weiber von Windsor, das Hauptwerk des Wiener Hofoperndirektors Otto Nicolai. Seine feurigen Instrumentalkompositionen mögen weniger bekannt sein, sind aber nicht weniger fesselnd. Die Musikgeschichte hat sie in der Flut der symphonischen Dichtungen hinweggefegt, nun bieten die Südwestfälische Philharmonie und der Pianist Claudius Tanski exemplarische Wiederentdeckungen an.
Falscher Anfang
Anders als der kleine Felix (Mendelssohn) und Robert (Schumann) erhielt der junge Otto (Nicolai) zu Beginn seiner musikalischen Karriere keine positive elterliche Unterstützung. Sein Vater opferte die gymnasiale Ausbildung seines Sohnes dem Kult um das Wunderkind. Als Vater und Sohn nicht zu Ruhm und Reichtum gelangten, blieb es Friedrich Zelter überlassen, den achtzehnjährigen, flüchtigen Pianisten Nicolai in Berlin wieder auf den rechten künstlerischen Weg zu bringen.
Maestro Nicolai
Für Zelter war die Kunst die absolute Musik von Mozart und Beethoven, aber Nicolai hatte eine heimliche Leidenschaft für die Oper. Er verfolgte seine Karriere als Operndirigent mit großer Energie und wurde im Alter von achtundzwanzig Jahren Chefdirigent an der Wiener Hofoper. Hier wurde Carl Otto Ehrenfried Nicolai als „Maestro Ottone Nicolai“ bezeichnet.
Dramatisches Talent
Die Uraufführung von Nicolais D-Dur-Sinfonie fand vor 150 Jahren im Redoutensaal in Wien statt. Diese viersätzige Sinfonie aus der Zeit vor 1848 hat klassische Ambitionen und verbindet sein dramatisches Talent mit Beethovens nüchterner Meisterschaft.
Kulturelle Botschafter
Die Südwestfälische Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten David Stern fungiert als kultureller Botschafter in Deutschland und ganz Europa. Sie ist regelmäßiger Gast an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf sowie an den Opernhäusern Köln und Essen. Claudius Tanski ist einer der Shootingstars der deutschen Klavierszene, seine MDG-Ersteinspielungen wurden mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.