Solitär
Duftig, transparent, federleicht - wenn irgendwelche
Musik diese Attribute verdient, dann ist es die von
Maurice Ravel. Auf sein Klaviertrio trifft das allemal
zu, auch wenn es da immer wieder so richtig zur
Sache geht. Das Wiener Klaviertrio stellt auf seiner
neuesten Super Audio CD diesem wunderbaren
Einzelwerk das ganz andersartig zupackende Trio von
Ernest Chausson gegenüber – ein reizvoller Kontrast,
den die drei Wiener aufs Schönste zelebrieren.
Rebell
In einer Trotzreaktion komponierte Chausson sein
Trio. Gerade hatte er sich aufs Land zurückgezogen,
nachdem er das Kompositionsstudium ohne
Abschluss an den Nagel gehängt hatte. Als ob er es
allen Kritikern, nicht zuletzt den Juroren des „Prix de
Rome“, zeigen wollte: Im Klaviertrio äußert sich ein
ungestümer Künstler in aufwühlend-romantischer
Haltung. Das beginnt schon im leidenschaftlichen
ersten Satz, dessen Themen im Laufe der anderen
Teile immer wieder aufgegriffen werden, und findet im
weit ausschwingenden, ohrwurmmelodischen dritten
Satz seinen Höhepunkt.
Pionier
Für die nachfolgende Generation bereitete Chausson,
gemeinsam mit Fauré und Franck, den heimischen
Boden. Besonders Debussy erfuhr große
Unterstützung, aber auch Maurice Ravel profitierte
davon. Kein Franzose musste sich mehr an den
schwergewichtigen deutschen Vorbildern abarbeiten;
der Impressionismus hatte Einzug gehalten und
prägte mit seinem typisch französischen Idiom die
musikalische Entwicklung in Europa.
Charmeur
Dass David McCarroll, Clemens Hagen und Stefan
Mendl die enormen spieltechnischen Anforderungen,
die diese durchsichtige Klanglichkeit an die
Instrumentalisten stellt, mit Leichtigkeit beherrschen,
versteht sich von selbst. Die überquellende Farbigkeit,
mit der sie als Wiener Klaviertrio diese Partituren
präsentieren, begeistert – besonders, wenn sie im so
schwelgend verführerischen Klanggewand die
dreidimensionale Bühne betreten.