revolutionär
Großer Beliebtheit erfreut sich heute die „Symphonie
fantastique“ von Hector Berlioz. Dessen an
Klassisches gewohnte Zeitgenossen hingegen waren
1830 großteils abgestoßen von der ungestümen,
geradezu brachialen Suggestivwirkung des
revolutionären Werkes. Andrea Battistoni stellt mit
seinem Tokyo Philharmonic Orchestra diesem
sinfonischen Meilenstein eine Ballettmusik Toshiro
Mayuzumis aus dem Jahre 1962 an die Seite. Und
was scheinbar endlos weit auseinanderliegt, erweist
sich in Klang, Kraft und Inspiration weit näher als
erwartet.
traditionell
Mayuzumis „Bugaku“ knüpft an uralte kaiserlichjapanische
Balletttradition an. Samai, der eher
feierliche Tanz von links mit chinesischen Wurzeln,
steht Pate für den ersten Teil, während der
humoristische, aus Korea entlehnte Umai mit Auftritt
von rechts den zweiten Abschnitt bestimmt.
Mayuzumi, dessen Tonsprache stark von Messiaën,
Varèse und Stravinsky geprägt ist, bedient sich wie
Berlioz eines üppig besetzten Orchesters. Und auch
wenn – anders als in vielen seiner übrigen Werke –
hier keine außergewöhnlichen Instrumente zum
Einsatz kommen, findet Mayuzumi durch die
raffinierte Verwendung von Blas- und
Schlaginstrumenten doch immer wieder Klangfarben,
die aufhorchen lassen.
rauschhaft
Das war auch Berlioz´ Spezialität: Obwohl – oder
weil? – er kein Instrument so richtig beherrschte,
erweiterte er mit seinen Instrumentationen das
orchestrale Farbspektrum um gleich mehrere
Dimensionen. Die Imagination eines Fiebertraums
aufgrund verschmähter Liebe, inklusive Mord,
Schafott und Hexentanz – bewusstseinserweiternde
Rauschmittel nicht ausgeschlossen - findet mit der
gellenden Es-Klarinette, einer Fernoboe oder im collegno-
Spiel der Streicher ihren auch heute noch
packenden musikalischen Ausdruck.
befruchtend
Mit dieser brandneuen Produktion findet die überaus
fruchtbare Zusammenarbeit von MDG mit dem
japanischen Edellabel DENON eine hochwillkommene
Fortsetzung. Dass die hochwertigen Aufnahmen auch
außerhalb Asiens erhältlich sind, ist ein Glücksfall für
Musikliebhaber – unerwartete Eindrücke inklusive.