Auftakt
Was der Blues im Norden, das ist der Tango im Süden Amerikas. Astor Piazzolla hat die farbenprächtige Mixtur aus Sklavengesängen, karibischer Lebenslust und der Musik europäischer Einwanderer dem Umfeld argentinischer Favelas entrissen und weltweit salon- und konzertsaalfähig gemacht. In packenden Arrangements zeigt Starcellist Dai Miyata die schiere Kraft und Leidenschaft dieser Musik, die sich bis heute größter Beliebtheit erfreut.

Anstoß
Dabei hatte Piazzolla eigentlich etwas ganz Anderes im Sinn: Unterstützt von Artur Rubinstein hatte der Kompositionsschüler von Alberto Ginastera zunächst Johann Sebastian Bach als Vorbild – bis Nadia Boulanger ihn nach einem Bandoneon-Vorspiel mit drastischen Worten („Idiot!“) geradezu auf den rechten Weg seiner eigentlichen Bestimmung rempelte…

Leidenschaft
Der „seriöse“ Kompositionsunterricht hinterließ allerdings seine Spuren; Piazzollas Tangos sind durchweg großartig gearbeitet und entfalten in den unterschiedlichsten Instrumentationen je überaus individuelle Strahlkraft. Dai Miyata hat dafür hochkarätige Partner an seiner Seite: Am Klavier begleitet ihn Arrangeur Yamanaka, und das Verus Streichquartett setzt mit farbiger Spieltechnik nicht nur rhythmische Impulse.

Passion
Und natürlich darf das Bandoneon nicht fehlen – zu „Milonga sin Palabras“ steuert Kazuma Miura neben dem typischen Tango-Kolorit dann auch gleich eine eigene Bearbeitung bei. Dai Miyata zeigt mit dieser eindrucksvollen Neuproduktion aus dem Denon-MDG-Programm eine ganz neue Facette seines vielseitigen Könnens, das ihn zum reichdekorierten Preisträger etlicher internationaler Wettbewerbe gemacht hat.