Fliegender Start
Das ehrgeizige Projekt der Einspielung ausnahmslos aller
mozartschen Klavierwerke findet seine Fortsetzung: Siegbert
Rampe stellt seine Virtuosität und das immense
Spezialwissen im Vol. 2 in den Dienst acht weiterer Werke
aus der Feder des Salzburger Genies – Ersteinspielungen
inklusive! Die Medien sind wie immer exquisit gewählt –
Cembalo, Hammerklavier und Clavichord geben dem Zeitgeist
eine präzise Klanggestalt. Dass für Rampes Interpretation
nur die Handschrift Mozarts und der Erstdruck zählen,
liegt auf der Hand.
Kriminalistischer Spürsinn
Die Faszination der weltberühmten d-Moll-Fantaisie KV 397
gründet in ihrer emotionalen Tiefe: Das Arioso mit seinen
charakteristischen Seufzerfiguren erinnert an ein stattliches
Tombeau. Wurde diese Trauermusik für den Vater Leopold
Mozart geschrieben? Oder für Carl Philipp Emanuel Bach?
Beide starben zum Zeitpunkt der Entstehung dieses
Meisterwerkes – das übrigens wie Mozarts Requiem von
fremder Hand zu Ende komponiert wurde.
Falscher Schluss
Der Leipziger Thomaskantor August Eberhard Müller erfand
jenen Abschluss, der seitdem Bestandteil sämtlicher Klavierausgaben
und Einspielungen ist. Auf dieser CD allerdings
nicht! Siegbert Rampe sieht in den letzten originalen
Mozarttönen, dem Dominantseptakkord, die Überleitung zur
Sonate D-Dur KV 576 und findet sich in dem Titel des
Erstdrucks bestätigt. Dort ist von der Fantaisie d’Introduction
die Rede...
Bereinigte Statistik
Die Sonate A-Dur KV 12 ist bislang nur als Trio für Cembalo
mit Begleitung von Traversflöte oder Violine und Violoncello
bekannt. Entstanden 1764 während des London-Aufenthalts
der Mozartfamilie erschien das Werk im Frühjahr 1765 –
tatsächlich in der Fassung für Cembalo mit den genannten
Melodieinstrumenten. Was man bisher nicht bedachte: Die
Begleitstimmen waren eine gutbürgerliche Modeerscheinung,
d. h. man konnte sie nach dem Willen des
Komponisten glatt weglassen, um die Substanz des Werkes
freizulegen. Dass Mozart dies im Sinn hatte, belegt Rampes
fesselnde Ersteinspielung dieser Fassung für Cembalo...
Doppelter Boden
Siegbert Rampe gehört zu den renommiertesten Musikwissenschaftlern
und gleichzeitig zu den herausragenden
Interpreten für historische Tasteninstrumente. Seine
Forschungs- und Konzertreisen führten ihn durch Europa,
nach Japan, Russland und in die USA. Rampes
Diskographie umfasst mehr als 50 CDs. Sein Weg als
Professor für historische Tasteninstrumente führte ihn in die
USA, an das Mozarteum Salzburg – und schließlich auch zu
MDG...