Volles Risiko
150 Jahre Musikgeschichte durchschreitet das Wiener
Klavier-Trio mit seinem aktuellen Programm und
präsentiert sich und die musikalischen Schwergewichte
Beethoven, Schumann und Ravel erneut in Top-Form.
Diesmal handelt es sich nicht um eine im
Aufnahmestudio optimierte Produktion: MDG hat die
Musiker erstmals mit Publikum live spielen lassen. Zum
Glück, denn wer am 29. August 2010 im Konzertsaal der
Abtei Marienmünster anwesen war, muss an einem
außergewöhnlichen musikalischen Ereignis
teilgenommen haben.
Voller Neid
Es ist als „Gassenhauer-Trio“ verunglimpft worden, BDur-
Trio op.11 aus dem Jahr 1798 – dabei hatte der
junge Beethoven nur ein seinerzeit äußerst beliebtes
Thema aus einer komischen Oper von Joseph Weigl
entnommen und zu einem pointiert koboldhaften (und
absolut wirkungsvollen) Variationssatz verarbeitet. Doch
trotz – oder vielleicht gerade wegen dieses
Etikettenschwindels ist dieses Werk nach wie vor im
Konzert häufig zu hören.
Voller Elan
Aus tiefem Respekt vor dem bewunderten Vorbild
Beethoven schrieb Robert Schumann sein erstes
Klaviertrio erst 1846 im Alter von 36 Jahren und machte
es seiner Clara zum Geburtstagsgeschenk. Noch am
selben Abend spielt sie es im privaten Kreis mit zwei
befreundeten Konzertmeistern aus der Dresdner
Hofkapelle. Voller Begeisterung äußert sich Clara „Es
klingt so jugendfrisch und kräftig, dabei doch in der
Ausführung so meisterhaft!“ Ein Eindruck, der sich hier
nur bestätigt.
Vollendetes Vergnügen
Am Vorabend des ersten Weltkrieges komponierte der
36jährige Maurice Ravel sein Klaviertrio. Ob er geahnt
hat, es würde zu einem der meistgespielten Klaviertrios
des 20. Jahrhunderts? Jedenfalls geizt er nicht mit
Melodien und Rhythmen seiner baskischen Heimat und
gibt noch dazu den Musikern jede Menge
spieltechnische Raffinesse mit auf das Notenpult, die das
Spielen – und das Hören – zum Vergnügen werden
lassen.