Rahmen
Mit der Entdeckung der Musik von Waldemar von Bausznern gelang dem Berolina Ensemble ein fulminanter Erfolg. Nicht zu Unrecht: Bausznerns Musik ist von individuellem Witz, dabei fantasiereich instrumentiert, und was das junge Berliner Kammerensemble aus den ungewöhnlichen Besetzungen herausholt, ist unbedingt hörenswert. Jetzt haben die Berolinas weitere Trouvaillen nachgelegt: Ein Quintett und ein Trio umrahmen Bausznerns „Kammergesänge“, die Maria Bengtsson mit feinem Sinn für die traditionellen französischen, deutschen und italienischen Melodien gestaltet.
Palette
Aufgewachsen in Siebenbürgen, interessierte Bausznern sich früh für die volkstümliche Musik seiner ungarischen Umgebung. Unter neudeutschen Einflüssen und nach einer an der Brahmstradition ausgerichteten Ausbildung in Berlin entwickelte er einen höchst eigenwilligen Personalstil, der immer für Überraschungen gut ist – doch wohl zu aufregend für das konservative Berliner Publikum seiner Zeit, das von so viel künstlerischer Freiheit offensichtlich irritiert war.
Schlaglicht
Umso spannender heute: Die hier eingespielten Werke beleuchten die sehr unterschiedlichen Aspekte in Bausznerns Schaffen exemplarisch. Während das Streichtrio ganz in Brahmsscher Tradition und streng thematisch gearbeitet ist, atmen die Kammergesänge eine Leichtigkeit, die den volksliedhaften Charakter der alten Weisen unterstreicht und den Zyklus in die klangliche Nähe der Impressionisten rückt. Das mit Klavier, Violine, Klarinette, Horn und Violoncello originell besetzte Quintett hingegen lässt Wagnersche Harmonik anklingen – und spielt natürlich virtuos mit den vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten der ausgefallenen Instrumentenbesetzung.
Farbenspiel
Jedenfalls ist das Berolina Ensemble hier völlig in seinem Element. Mit anspornender Entdeckerfreude kreieren die Musiker eine frische Interpretation, die so selbstverständlich daher kommt, als ob die Werke schon längst zum Konzertrepertoire gehörten. Dazu kommt die ungemein plastische und fein austarierte 2+2+2-Aufnahme, in deren dreidimensionalem Klangfest die einfallsreichen Instrumentierungen und die feinen Raumreflexionen aufs schönste zur Geltung kommen.