Globetrotter
London, München, Salzburg und Wien: Siegbert Rampe
präsentiert uns mit Vol. 10 seiner Gesamteinspielung der
Klavierwerke Mozarts auf historischen Instrumenten erneut
vier wesentliche Stationen des Salzburger „Wunderkinds“.
Das MDG-Team musste für diese Aufnahme noch weiter
reisen als der berühmte Komponist: Das Hammerklavier und
ein Clavichord werden in Tempe/Arizona aufbewahrt, das
Cembalo ist im Kanton Glaurus (Schweiz) zu Hause,
während ein weiteres Clavichord in Köln gehegt wird.
Glücksfall
Die Sonate II (KV 11) ist erstmals in der Fassung für
Cembalo solo auf CD zu hören. Dieses Werk wie auch das
Clavierstück (KV 15 bb) hat Mozart während der London-
Reise in den Jahren 1764/65 geschrieben. Zehn Jahre
später begann er in München mit der Arbeit an seinem
reiferen und daher bekannteren Sonaten-Zyklus KV 279-
284, dessen erstes, spieltechnisch bereits sehr anspruchsvolles
Werk hier auf dem zwar leisen, aber wegen seiner
dynamischen Möglichkeiten geliebten Clavichord erklingt.
Weitere zwei Jahre später entstanden in Salzburg aus
Anlass von Faschingsbällen die „4 Kontratänze für Johann
Rudolf Graf Czernin“ (KV 269b), einen Neffen des
Salzburger Fürsterzbischofs und passionierten Musikliebhaber.
Tagebuch
Oftmals in seinem Musikerleben hat Mozart Variationszyklen
geschaffen, die er für den weit fortgeschrittenen
Klavierunterricht oder für eigene virtuose Konzertvorträge
nutzte. Den ersten Zyklus dieser Aufnahme (KV 180)
schrieb er 1773 in Wien ausgerechnet über ein Thema von
Antonio Salieri, der lange Zeit als sein minderbegabter
Neider galt. 1781/82 sind die 12 Variationen KV 353 (300f)
„La Belle Françoise“ entstanden. Zunächst wurde sie
Mozarts Pariser Zeit zugeordnet, neuere Forschungen
gehen aber davon aus, dass er sie auf Basis eines
französischen Spottliedes in Wien geschrieben hat.
Keinerlei Zweifel über den Ort der Komposition gibt es bei
den fragmentarisch überlieferten Variationen KV 460 (454 a)
über ein Thema von Giuseppe Sarti, da sich beide Musiker
1784 in Wien getroffen haben.
Schuldschein
Weniger klar ist der Anlass für das ungewöhnlich düstere
und gleichwohl berühmte h-Moll-Adagio (KV 540) aus dem
Jahr 1788. Möglicherweise diente es Mozart dazu, Schulden
bei seinem Wiener Verleger Hoffmeister zu begleichen. Ein
abgebrochener Kompositionsversuch belegt auf jeden, Fall,
dass es selbst Mozart schwer fiel, sich in dieses düstere
Seelengemälde einzufühlen.
Schlagzeilen
„Rampe gibt uns eine intelligente und stets interessante
Interpretation, der man immer mit Interesse zuhört, selbst
wenn man kein Fan der alten Instrumente ist.“ (Crescendo)
„Das ist weiterhin eine hoch interessante Aufnahmeserie,
welche in der Tat ein neues Licht auf Mozarts Tastenwerke
und ihre Interpretation wirft.“ (musicweb-international)