Augenblick
Nur wenige Kunstfreunde wohnten dem Moment bei, als
am 15. Januar 1785 in Wiens Großer Schulerstraße Nr.
846 stilistisch bahnbrechende Kompositionen zum ersten
Mal erklangen – die Quartette KV 428 und 464. Diese
CD bringt uns nicht nur dem Geschehen in Wien näher,
sondern die Gesamteinspielung der „Haydn“-Quartette
Mozarts zu einem „lieto fine“, denn das Leipziger
Streichquartett gehört weltweit zu den Mozart-Interpreten
erster Güte...
Fußnote
„Haydnquartette“? – geschrieben wurden sie vom
27jährigen Mozart, der sie seinem besten Freund und
Mentor widmete. Haydn selbst konnte seiner
Bewunderung mit wenigen Worten Ausdruck verleihen:
„Ich sage ihnen vor Gott, Mozart ist der größte
Componist, den ich von Person und den Nahmen nach
kenne...“.
Ohrenschützer
So begeistert sich Haydn auch zeigte, so skeptisch
reagierte die Wiener „Kennerschaft“: Es sei schade, daß
sich Mozart, um ein neuer Schöpfer zu werden, zu hoch
versteigt, wobei freilich Empfindung und Herz wenig
gewinnen... Die beißendste Kritik veröffentlichte Sarti,
der dilettantische Satzfehler rügte und von Musik sprach,
„um sich die Ohren zuzuhalten“.
Handstreich
Als das Leipziger Streichquartett sich 1988 gründete,
waren drei seiner Mitglieder noch als Stimmführer im
Gewandhausorchester tätig. Heute stehen sie – Gott sei
Dank – ausschließlich als Kammermusikensemble auf
der Bühne und damit an der Weltspitze: Der ARDWettbewerb
in München, der Siemens-Musikpreis, der
Brüder-Busch-Preis, Konzerttourneen durch 45 Länder
aller Kontinente und ungezählte Schallplattenpreise für
die inzwischen exklusiv bei MDG agierenden Musiker
gratulieren seitdem im nachhinein zur Aufgabe des
Orchesterberufs...