Anpacker
Mozart und Salieri – eine ganz besondere Beziehung.
Spätestens seit Milos Formans „Amadeus“ sind
Legenden und Verschwörungstheorien Allgemeingut
geworden. Die künstlerische Qualität Salieris gerät da
immer mal in den Hintergrund – dabei hat er
entschiedenen Anteil am Glanz der Wiener Oper.
Salieri führte die unterschiedlichsten Strömungen
zusammen und verhalf Glucks Pariser Opernreform in
der Habsburger Metropole zum Durchbruch. Das
Musikkollegium Winterthur hat seine jüngste
Veröffentlichung ganz den beiden Alphatieren an
Josephs II. Hof gewidmet – ein mitreißender
Opernabend, der nicht nur die Freunde des
Musiktheaters begeistert.
Türöffner
Mit Becken und Trommeln eröffnet Salieri „Axur, Re
d´Ormus“. Die Janitscharenklänge machten die Oper
weit über Wiens Grenzen hinaus bekannt. Etliche
Arien finden sich heute noch in Musikautomaten und
Flötenuhren in ganz Europa. Mit der Ouvertüre, der
Sopranszene „Come fuggir“ und dem Duett „Qui dove
ride“ stehen drei echte Knaller auf dem Programm.
Zehn Jahre vor „Axur“ eröffnete die Mailänder Scala –
mit einer Oper von Salieri natürlich: „Ah! Lo sento“
aus „L´Europa riconsciuta“ zeigt, warum Salieri über
lange Zeit der führende Opernkomponist Europas
war.
Doppelspitze
Mozart musste sich also anstrengen. Das tat er mit
Erfolg: Für eine Wiener Produktion seines
„Idomeneo“, der für die Münchner Residenz kurz vor
Mozarts Übersiedlung nach Wien entstand, arbeitete
er einige Teile um und fügte Neues hinzu. Ein
Glücksfall: Im zauberhaften Duett „Spiegarti non
poss´io“ verschmelzen Sen Guo und Kenneth Tarver
in wunderbarer Innigkeit, und im Rondo „Non temer,
amato bene“ glänzt Winterthurs Konzertmeister
Roberto Gonzáles Monjas mit geschmeidiger
Umspielung der Tenorpartie. Die grandiose
Ballettmusik war schon in München der krönende
Abschluss – eine Reverenz an das wohl beste
Orchester der damaligen Zeit.
Liebhaber
Auch die leisen Töne sind in Winterthur bestens
aufgehoben: Douglas Boyd entlockt seinem Orchester
mit den „Sechs ländlerischen Tänzen“ aus Mozarts
letztem Lebensjahr zarteste Farben, die auf dieser
liebevoll gearbeiteten Doppel-SACD perfekt zum
Leuchten kommen. Am besten natürlich in 3D
Wiedergabe – die festliche Gala für Zuhause!