Eröffnung
Auf dem Klavier kannte Robert Schumann sich
aus wie kein Zweiter. Immer auf der Suche nach
neuen Klängen muss es für ihn und seine Frau
Clara ein Erlebnis gewesen sein, als ihr Flügel
um ein Pedal wie bei der Orgel erweitert wurde.
Diese Offenbarung nachzuempfinden ist das
Anliegen des Amsterdam Piano Duo, die die
„Studien für den Pedalflügel“ jetzt auf einem
Erard-Flügel von 1837 eingespielt haben – in
einer Fassung für Klavier zu vier Händen von
George Bizet.
Rochade
In den „Studien“ trifft Schumanns poetische
Fantasie auf strenge kontrapunktische
Ausarbeitung, strenger Kanon auf gefühlvolle
Harmonik. Was zunächst unvereinbar erscheint,
führt zu einem beglückenden Ergebnis:
Individuelle Charakterstücke im romantischen
Geiste, die Schumanns Bach-Verehrung ebenso
widerspiegeln wie seine schier grenzenlose
Vorstellungskraft und Fantasie.
Arabisch
Die zeigt sich besonders in seinen „Bilder aus
Osten“, die unter dem Eindruck von Rückerts
Übertragung mittelalterlich-arabischer Dichtung
entstanden sind. Weniger das illustrative
Vertonen der Gedichte als vielmehr das
Einfühlen in Form und Kunstfertigkeit der
fremdartigen Literatur mag dabei im Vordergrund
stehen: Spätestens im sechsten Stück sind
programmatische Bezüge zum Text
unüberhörbar.
Wie gekonnt Schumann Poesie und Pädagogik
verbindet, zeigen van Doeselaar und Jordans in
den viel zu selten zu hörenden „Zwölf
vierhändige Klavierstücke für kleine und große
Kinder“ – ein Zyklus, der den ungleich
bekannteren „Kinderszenen“ in nichts nachsteht.
Das Amsterdam Pianoduo mit Leo van
Doeselaar und Wyneke Jordans überzeugt in
dieser bestens ausgestatteten SACD mit
farbenreichem Spiel, das einen Kosmos
romantischer Haltung eröffnet – und zum
Staunen einlädt!