Ehrensache
Im Alter von 90 Jahren ist Jörg Demus
gestorben. MDG würdigt den großen Pianisten
mit der Neuauflage der Fantasiestücke op. 12
und der Humoreske op. 20 von Robert
Schumann, zu dessen Musik sich Demus sein
Leben lang hingezogen fühlte. Vor über 30
Jahren auf einem Wiener Hammerflügel von
Conrad Graf schon in feinster Digitaltechnik
entstanden, dokumentiert die Aufnahme
darüber hinaus auch Demus´ unermüdliches
Eintreten für das Spiel auf historischen
Klavieren.
Morgengabe
Conrad Graf selbst hatte Clara und Robert
Schumann ein vergleichbares Instrument zur
Hochzeit geschenkt. Von besonderem Reiz
sind der eingebaute „Moderator“, der ein
feenhaftes Pianissimo zulässt, und der
„Lautenzug“, mit dem, ähnlich wie beim
Cembalo, ein Pizzicato-Eindruck erzeugt
werden kann. Zu Schumanns romantischen
Stücken passen neben der hammerflügeltypisch
perlenden Artikulation auch diese
Effekte perfekt.
Traumwelten
Denn der Name „Fantasiestücke“ ist
Programm: In Anlehnung an E.T.A. Hoffmanns
literarische Vorlage eröffnet sich ein ganzer
Kosmos romantischer Assoziationen, schon die
Einzeltitel erzeugen Fernweh. „In der Nacht“,
„Fabel“, „Traumes-Wirren“ – die Fantasie
spannt ihre Flügel auf und macht sich auf die
Reise…
Seelenbrüder
In der „Großen Humoreske“, wie der Komponist
seiner Clara gegenüber das Werk bezeichnete,
findet sich der ganze Schumann; Lachen,
Weinen durcheinander – „alles schön
abgemahlt in meinem op. 20“. Jörg Demus, der
seit seinem 16. Lebensjahr auf dem
Konzertpodium zuhause war, verstand es
brillant, „Eusebius und Florestan“, diese beiden
Seelen in Schumanns Brust, dem Publikum
nahezubringen. Ein großer Verlust.