Kosmonaut
Liszt war der erste. Aber auch Pianisten späterer
Generationen haben sich dem gigantischen Kosmos
des Wagnerschen Musikdramas über Paraphrasen
und Transkriptionen für das Klavier genähert. Die
besten davon hat Severin von Eckardstein jetzt auf
seiner neuesten SACD eingespielt. Herausgekommen
ist ein faszinierender Einblick in die Rezeptionsgeschichte
der Musik Wagners – und dank der 2+2+2
Aufnahmetechnik ein kolossales dreidimensionales
Hörvergnügen obendrein.
Weltende
Ferruccio Busoni, der auch Werke von Bach und
Schönberg übertragen hat, widmet sich dem
Trauermarsch aus der „Götterdämmerung“. Dass er
ein überragender Meister des Klavierspiels ist, zeigt
seine bis in feinste Details ziselierte Partitur, der
äußerst differenzierte Gebrauch aller drei Pedale und
der unerschöpfliche Reichtum an Klangfarben.
Raumfahrer
„Zum Raum wird hier die Zeit“ lässt Wagner den
Gurnemanz im „Parsifal“ singen. Beeindruckend, wie
der Virtuose August Stradal den Geist dieser
hochkomplexen und doch erratischen Musik auf das
Klavier zu übertragen versteht! Louis Brassin hat sich
fünf Stücke aus dem „Ring des Nibelungen“
vorgenommen, darunter den berühmten „Walkürenritt“
und den „Feuerzauber“. Natürlich darf auch „Tristan“
nicht fehlen: mitreißend leidenschaftlich das erotischemotionale
Glühen in der berauschend schillernden
Atmosphäre von Moritz Moszkowskis Neuschöpfung!
Aufbruch
Seine pianistische Extraklasse hat Severin von
Eckardstein bereits vielfach unter Beweis gestellt. Mit
seiner sorgfältigen Auswahl an Wagner-Übertragungen,
denen er mit größter Sensibilität nachspürt
und zu denen auch ein brandneues Werk des
Amerikaners Sidney Corbett gehört, beleuchtet er
völlig neue Seiten des Bayreuther Meisters, getreu
dessen Aufforderung: „Kinder, schafft Neues!“