Zuneigung
Das Musikkollegium Winterthur hat in den letzten
Jahren bei MDG eine beeindruckende Edition mit
sorgfältig im 2+2+2-Mehrkanalklang produzierten
Aufnahmen herausgegeben. Unter der Leitung von
Douglas Boyd wird die Diskographie jetzt um eine
neue Facette bereichert, mit Richard Strauss´
Orchestersuite „Der Bürger als Edelmann“ und den
„Vier letzten Liedern“ – ein feines Programm und eine
Traumpartie für Lisa Larsson.
Verklärung
Die schwedische Sopranistin berührt mit ihrer
intensiven Deutung dieser meisterhaften Spätwerke.
Man höre nur mal „Im Abendrot“ auf einen Text von
Eichendorff: Strauss transzendiert die Stimmung des
Sonnenuntergangs zu einer grandiosen Metapher auf
das Lebensende. Am Ende scheint die Musik
stillzustehen; voller Zuversicht auf Erlösung öffnet sich
dann das Paradies – das ist ergreifend.
Begeisterung
Die Schauspielmusik zu Molières „Der Bürger als
Edelmann“ ist Strauss´ erste Zusammenarbeit mit
Hugo von Hofmannsthal, der das barocke französische
Lustspiel bearbeitete. Die Komödie um den reichen
Emporkömmling, der die adligen Vorbilder auf
täppische Weise zu imitieren versucht, illustriert
Strauss mit Schalk und Witz. Der Tonfall der Musik
lässt immer wieder barocke Stilelemente aufblitzen
und schlägt damit eine Brücke von der Zeit Molières
zum Fin de Siècle. Das Werk existiert in vier gänzlich
verschiedenen Versionen, die Strauss alle unter
derselben Opuszahl 60 veröffentlichte. Die genial in
geradezu kammermusikalischer Besetzung
instrumentierte Suite op. 60(!) ist dem Schweizer
Traditionsorchester wie auf den Leib geschrieben.
Aufbewahrung
Kein Wunder, denn mit Winterthur verband Richard
Strauss eine lebenslange Freundschaft. Der
Komponist besuchte immer wieder die Stadt und führte
selbst seine Werke mit dem Musikkollegium auf,
darunter die „Alpensinfonie“ und „Don Quixote“ - noch
heute werden Originalmanuskripte in Winterthur
verwahrt.