Robert Schumanns „Liederkreis“ gehört zum romantischsten, was romantische Musik
je hervorgebracht hat. Das liegt nicht zuletzt an Joseph von Eichendorffs
wunderbaren Gedichten: Das tief empfundene Suchen, Sehnen und Verlangen ist
wohl kaum eindrücklicher in Worte gefasst worden. Dass dabei manche sicher
geglaubte Gewissheit über Bord geworfen werden muss – wen schert‘s? Für ihr
CD-Debüt hat Efa Hoffmann dem „Liederkreis“ eine Auswahl Volkslieder aus der
Feder von Johannes Brahms zur Seite gestellt und präsentiert so eine facettenreiche
Aussicht auf die verbindende „Waldeinsamkeit“, die sie in ihren auch optisch
besonders gestalteten Liederabenden dem Publikum präsentiert.
Für Efa Hoffmann stand ein Irrtum am Anfang ihrer Auseinandersetzung mit dem
„Liederkreis“ – eigentlich wollte sie eine ganz andere Notenausgabe erwerben. Aber
auch das ist typisch Romantik: Das Geplante aufgeben und aufzusaugen, was auf
einen zukommt… Und so begann eine Liebesgeschichte, die mit dieser Aufnahme des
„Liederkreises“, gemeinsam mit Edward Rushton, einen vorläufigen Höhepunkt
erlebt.
„Hüte dich, sei wach und munter!“ mahnt Eichendorff am Schluss von „Zwielicht“.
Dass Schumann dies als Motto über „Der Vogel als Prophet“ aus den „Waldszenen“
setzt, zeigt seine innige Verbundenheit mit der Ideenwelt der romantischen Dichter.
Da ist das Ungewisse, Unbeherrschbare und Zwielichtige mit den Ohren zu greifen!
Johannes Brahms wählt eine Generation später einen anderen Weg: Seine
„Volkslieder“ nehmen den volkstümlichen Tonfall in ergreifender Einfachheit auf; da
ist nichts zu viel und nichts zu wenig, vielsagende Andeutungen werden vermieden.
Und dennoch - oder gerade deswegen? - gehen die Lieder direkt zu Herzen – das ist
schlicht ergreifend und von unbeschreiblicher Schönheit!