Augenblick
Sieben im Kreis angeordnete Notenpulte fallen auf Jan
Brueghels berühmtem Gemälde »Das Gehör« ins Auge –
findige Musiker haben herausgefunden: Die Noten auf den
Ständern stammen von Peter Philips. Diesem weithin
vergessenen Komponisten der englischen Renaissance
widmet Siegbert Rampe eine Gesamteinspielung der Werke
für Tasteninstrumente – natürlich auf unermesslich
wertvollen, historischen Instrumenten, die eine Vorstellung
vom Klang der Zeit vermitteln…
Glaubenssache
Geboren wurde Peter Philips wahrscheinlich in London, wo
er spätestens seit 1574 im Chor von St Paul’s Cathedral
mitwirkte. Seine Spur verläuft sich danach wieder in der
Weite der Geschichte – erst 1582 erregt Philips Aufsehen:
Er flieht wegen seines katholischen Glaubens nach Rom
und wird dort Organist des English College.
Treibsatz
Der italienische Einfluss löst bei dem zurückhaltenden
Engländer einen ungeahnten Schaffensdrang aus. Die
starke Suggestivkraft der italienischen Musik ist bereits in
seiner frühen Fantasia in F unüberhörbar. In seinen
zahlreichen Übertragungen von Vokalwerken auf Tasteninstrumente,
den sogenannten „Intavolierungen“, zeigt sich
Philips von seiner stärksten Seite – als musikalischer
Illustrator der versteckten Texte.
Wendehammer
Gegen Ende des Jahrhunderts wendet sich Philips nach
Antwerpen - ein Fehler, wie sich herausstellen soll: Er wird
Opfer einer Intrige und inhaftiert. Noch im Kerker entstehen
seine Pavana Dolorosa & Galiarda dolorosa - unüberhörbar
als musikalischer Ausdruck der aktuellen Umstände...
Treffpunkt
Aber – Philips’ Karriere ist nicht mehr aufzuhalten: 1597
ernennt der kunstsinnige Erzherzog Albrecht VII. Philips
zum 1. Hoforganisten. Sein Kollege: Jan Brueghel...
Doppelkopf
Siegbert Rampe gehört zu den profiliertesten Musikwissenschaftlern
und Interpreten für historische
Tasteninstrumente. Seine Forschungs- und Konzertreisen
führten ihn durch Europa, Asien und Amerika. Mit MDG
feierte er diverse audiophile Erfolge...