Über Land
Ugale, Edole, Ventspils, Liepaja, Vilkene, Valmiera,
Zalenieki, Riga... Acht Stationen besuchte das
Aufnahmeteam von MDG in Lettland, darunter zwei
Städte, die jahrelang um den Standort der größten
Orgel der Welt wetteiferten. Das Booklet zur CD
dokumentiert umfassend die historischen Instrumente
in Wort und Bild.
Übermaß
Nur ein Jahr lang durfte sich die Hauptstadt Riga mit
der bis dahin weltweit größten Orgel (124 Register)
schmücken, die bei Walcker & Cie. in Württemberg
bestellt wurde. Adolph Wendt im fernen Liepaja, der
drittgrößten Stadt Lettlands, ließ diese Schmach nicht
ruhen. Der Organist der Dreifaltigkeitskirche hatte nicht
umsonst seine Contius-Orgel aus dem Jahr 1779 nach
und nach vergrößern lassen, um alle Rekorde zu
brechen. Also erteilte er 1885 den Auftrag zur
Erweiterung seines Instruments auf nunmehr 131
Register. Sie ist bis heute die weltgrößte Orgel mit rein
mechanischer Traktur und aufgrund ihrer langen
Geschichte für Orgelfachleute eine Fundgrube.
Überbleibsel
Das eingespielte Repertoire spiegelt einen Zeitraum
von etwa 350 Jahren lettischer und baltendeutscher
Musiktradition wider. Den Beginn markiert ein
„Anonymus“ der Lüneburger Tabulatur, gespielt auf
dem ältesten Instrument der Pfarrkirche in Ugale von
1700. Einen Höhepunkt stellt die von Franz Liszt für
die Einweihung der Domorgel von Riga komponierte
Fantasie über „Nun danket alle Gott“ dar, welche die
unzähligen Klangfarben dieses außergewöhnlichen
Instruments in allen Schattierungen meisterlich
erklingen lässt.
Überflieger
Martin Rost hat bei MDG bereits die preisgekrönten
Orgellandschaften Mecklenburg, Estland und
Pommern sowie das Porträt der Tallinner Domorgel
eingespielt. Er ist ein absoluter Spezialist für
Instrumente der Ostseeregion, weiß ihre Register
vorteilhaft einzusetzen und vermag in den
ausgesuchten Werken mit meditativer Grundstimmung
ebenso wie in den hoch virtuosen Passagen absolut
zu überzeugen.