Pracht
Dass Danzig im 18. Jh., die äußerst wohlhabende
freie Handels- und Kaufmannstadt, unter der
Herrschaft des polnischen Königs mit vorwiegend
deutschsprachiger und protestantischer Kultur auch
ein reichhaltiges und repräsentatives Musikleben
gehabt haben muss, liegt auf der Hand. Vor allem
durch Kriegszerstörung ist allerdings ein Großteil
dieses kulturellen Erbes vernichtet. Andrzej
Szadejko hat die historischen Bestände der
Danziger Bibliothek der Polnischen Akademie der
Wissenschaften erforscht und dabei
Überraschendes entdeckt. Als Ersteinspielung
präsentiert er jetzt mit dem Goldberg Baroque
Ensemble sieben barocke Kantaten, die es an
Originalität und Kunstfertigkeit mit den Werken
deutlich berühmterer Zeitgenossen durchaus
aufnehmen können.
Opulenz
Die Namen der Komponisten – Meder, Pucklitz,
Freislich und du Grain – dürften den wenigsten
Musikkennern bekannt sein. Dass Johann
Balthasar Christian Freislich den größten
Barokmeistern in nichts nachsteht, beweist seine
Kantate „Gott ist die Liebe“: Die Arie „Gott gleichet
einem großen Meere“ stellt in kunstvoller Manier
hohe Anforderungen an die Solistin, und auch „Wer
in der Liebe Gottes bleibet“ könnte stilistisch und
mit schwelgerischem Melodienreichtum unmittelbar
einer Oper Händels entsprungen sein.
Gewissheit
Ganz eigene Handschrift und Originalität beweist
Johann Daniel Pucklitz. Die Tenorarie „Lass mich
Jesu dir entgegen“ ist ein absoluter Höhepunkt
dieser SACD: Schon die Begleitung mit obligatem
Fagott und Basso continuo lässt aufhorchen, und
wenn der Mensch sich am Ende seines Lebens in
friedlicher Idylle in die Hände seines Schöpfers
begibt, fällt der Chor mit Trompetenschall ein:
„Ende gut, alles gut“ – was für eine großartige
Klangwirkung.
Reinheit
Das Goldberg Baroque Ensemble hat sich nach
dem wohl berühmtesten musikalischen Sohn
Danzigs benannt, Bachs Schüler und
Namenspatron der berühmten Variationen Johann
Gottlieb Goldberg. Barocke Musik aus dem
baltischen Raum steht im Mittelpunkt der Arbeit der
Musiker, die an den europäischen Zentren der
Alten Musik studiert haben. Unbefangen widmen
sich die Künstler auch dem Danziger Erbe, das
deutsche und polnische Kultur verbindet. Beim
jährlich wiederkehrenden Goldberg Festival
präsentiert sich das Ensemble in der Danziger
Trinitatiskirche, deren opulente Akustik in der
mehrdimensional fein auflösenden SACDAufnahme
bestens zur Geltung kommt.