Krönung
Für Wolfgang Amadeus Mozart war die Orgel „der König der
Instrumente“ – er liebte es, darauf zu improvisieren. Umso
erstaunlicher, dass nur wenige „echte“ Orgelkompositionen
Eingang in sein Werkverzeichnis gefunden haben. Für seine
neueste Produktion kombiniert Christoph Schoener
naheliegende und überraschende Bearbeitungen mit
Mozarts Originalwerken. Die neue Wegscheider-Orgel in St.
Jakobi zu Stralsund erweist sich dabei in seiner
respektvollen Anlehnung an die Meister des 18.
Jahrhunderts als das ideale Instrument.
Rettung
Die Stralsunder Orgel hat eine wechselvolle Geschichte:
Das prachtvolle Gehäuse faszinierte schon immer
kunstsinnige Besucher aus aller Welt, das Orgelwerk
dahinter wurde dem optischen Anspruch aber lange Zeit
nicht gerecht. Das erste Instrument war wegen
minderwertiger Ausführung schon bald abgängig, spätere
Umbauten und Erweiterungen verschlimmerten den Zustand
eher und drohten durch Überlastung das kunstvolle
Schnitzwerk zu zerstören. Erst der 2020 abgeschlossene
Neubau durch Kristian Wegscheider stellte dem kunstvollen
Äußeren ein adäquates Innenleben gegenüber.
Überzeugung
Das weiß Schoener aufs Vortrefflichste zu nutzen: Sei es für
Mozarts Originalwerke, die meist für „ein Orgelwerk in einer
Uhr“, also ein selbstspielendes Instrument komponiert
wurden, oder sei es für die Übertragungen, von der
„Zauberflöte“ und dem „Figaro“ bis hin zu Klavierwerken wie
den populären Variationen über „Ah, vous dirai-je, Maman“.
Selbst der überaus orgelkundige Franz Liszt findet sich
unter den Bearbeitern („Ave verum corpus“) – wenn das
nicht Anreiz genug ist!
Vollendung
In Schoeners Auswahl wird manches bislang nur Erahnte
mit den Händen zu greifen, etwa Mozarts Zitat des
Lutherchorals „Ach, Gott im Himmel, sieh darein im „Gesang
der Geharnischten“ aus der „Zauberflöte“, oder manch
polyphone Kostbarkeit in der f-Moll-Fantasie oder der späten
„Leipziger Gigue“. Das alles ist überaus liebevoll präsentiert
und in allerfeinster Klangtechnik eingefangen – ein Genuss
in mehreren Dimensionen!