lakonisch
Morton Feldmans letzte vollendete Komposition trägt den Titel „Piano, Violin, Viola, Cello“ – lapidarer geht es kaum. Das Ensemble Avantgarde spielt dieses „Klavierquartett“, in dem Feldman seine einzigartige Kunst der Beschränkung nicht nur im Titel auf die Spitze führt, mit der notwendigen Gelassenheit, die die spieltechnischen Schwierigkeiten vergessen lässt und zum Eintauchen in eine ganz besondere klangliche Sphäre einlädt.
einig
Knapp 80 Minuten Spieldauer benötigen die vier Musiker für das Stück, das damit eines der kürzeren aus Feldmans später Schaffensphase darstellt. Vordergründig passiert wenig: Melodien und Motive gibt es ebenso wenig wie rhythmische oder dynamische Abwechslung; nur wenige Akkorde oder einzelne Töne prägen den Verlauf. Die Streicher werden fast durchweg als Gruppe behandelt und dem Klavier gegenübergestellt. Durch Wechsel der Lage oder der Spielart allerdings beginnen die Akkorde zu changieren und lebendig zu werden, und lenken so das Ohr auf feinste Änderungen im klanglichen Erleben.
farbig
Feldman erreicht dies durch eine Kompositionstechnik, die wörtliche Wiederholungen vielleicht nicht zwanghaft vermeidet, jedoch allenfalls absichtslos geschehen lässt. Anatolische Teppichweber sind ihm Vorbild, die Muster aus dem Gedächtnis – und damit ganz zwangsläufig mit kleinen Abweichungen – wiederholen und zudem die Wolle mit Naturfarben (und den damit verbundenen Abweichungen) einfärben.
ewig
Und es ist erstaunlich, dass sich dann doch immer wieder neue Zusammenklänge ergeben. Steffen Schleiermacher nimmt gemeinsam mit Andreas Seidel, Dorothea Hemken und Christian Giger, allesamt Stimmführer aus dem Leipziger Gewandhausorchester, den Hörer mit in eine meditative klangliche Welt, die keinen Anfang du kein Ende hat – wahrhaft Musik für die Ewigkeit.