Fluchtpunkt
Die „Orgel-Pilgerfahrt auf höchstem Niveau“
(FonoForum) geht weiter: Elisabeth Roloff, Organistin
an der evangelischen Erlöserkirche in Jerusalem,
führt uns „Mit Bach durchs Kirchenjahr“. Zum zweiten
Mal lässt die Künstlerin für MDG das 1971 von Karl
Schuke gebaute Instrument in dem wunderschön
gelegenen Gotteshaus erklingen, einer Oase der
Ruhe inmitten der historischen Altstadt Jerusalems.
Umrahmt werden die Choralsammlungen beider CDs
von groß angelegten Orgelwerken wie die d-Moll-
Toccata oder Es-Dur-Praeludium und –Fuge.
Schlusspunkt
Ab 1708 war Bach Hoforganist in Weimar und
arbeitete dort auch an seinem „Orgelbüchlein“. Die
Lesungen im Gottesdienst waren damals nicht strikt
vorgegeben. Entsprechend flexibel wurden die
Choräle eingesetzt. Bach jedoch gab der geistlichen
Musik Struktur. Er ordnete die Lieder den Stationen
des Kirchenjahres zu. Neun davon sind auf dieser
Einspielung zu hören. Andere Werke stammen aus
dem dritten Teil der „Clavierübung“ und aus der
Sammlung der „Schüblerschen Choräle“, einer in den
letzten Lebensjahren Bachs gedruckten Zusammenstellung
von Chorälen.
Kontrapunkt
Auch ein begnadeter Geist muss sich an Vorgaben
halten. So nutzte Johann Sebastian Bach alle
kompositorischen Kunstgriffe, um bestimmten
Chorälen seines Orgel-Kompendiums die gebotene
Kürze zu verleihen und damit einer Anweisung des
Weimarer Herzogs zu folgen, der „kurtz eingerichtete
Clavier-Stücke“ wünschte. Auch wollte er wohl einer
erneuten Rüge der Arnstädter Kirchenbehörde
vorbeugen, die ihm vorgeworfen hatte, er habe
„bißhero etwas gar zu lang gespielet“: Bach hatte mit
genialen virtuosen Einfügungen zwischen den
gesungenen Choralzeilen die Gemeinde überrascht -
und überfordert.
Zielpunkt
Elisabeth Roloff fand auf ihrem Weg durch die großen
Kathedralen und Konzertsäle der Welt (Royal Festival
Hall London, Notre Dame Paris, Alte Oper Frankfurt
etc.) einen beruflichen Ruhepunkt in der berühmten
Erlöserkirche der Jerusalemer Altstadt. Die Alain-
Schülerin gilt seitdem als intime Kennerin der
Orgellandschaft in der heiligen Stadt, „which merits
the highest recommondation“ (Fanfare).