Runderneuerung
„Schön, werde ich auch solche zwei Dinger
schreiben!“ kommentierte Reger eine Aufführung
mit Brahms´ Klarinettensonaten. Und hielt nur
wenige Wochen später Wort: Gleich im Doppelpack
komponierte er seine ersten beiden
Klarinettensonaten op. 49. Robert Oberaigner,
junger Soloklarinettist in der Dresdner
Staatskapelle, und ARD-Preisträger Michael
Schöch präsentieren diesen Geniestreich
zusammen mit der Sonate op. 107, und wie sie das
tun, sollte auch eingefleischte Reger-Skeptiker
bekehren. Als willkommene Zugaben runden
„Tarantella“ und „Albumblatt“ mit unerwartetem
Tonfall das klarinettistische Oeuvre des
Oberpfälzer Meisters ab.
Volksempfänger
Schon der Beginn von op. 49 Nr. 1 nimmt absolut
gefangen: „Allegro affannato“ schreibt Reger den
Ausführenden vor, und wie Oberaigner und Schöch
den Charakter irgendwo zwischen „atemlos“,
„gehetzt“ und „bedrückt“ einfangen, muss man
gehört haben. Von ganz besonderem Reiz ist die
Einflechtung des Volkslieds „Ach, wie ist´s möglich
denn“ im zweiten Satz, eine Passage, die auch
schon die Zeitzeugen der Uraufführung tief berührt
hat.
Klassenbester
Regers dritte Sonate, etwa acht Jahre nach den
ersten beiden entstanden, erzielt ihre Wirkung auf
gänzlich andere Weise: Von klassizistischer
Übersichtlichkeit, überzeugt das Werk mit einer
Klarheit und Einfachheit von größter Meisterschaft.
Die Uraufführung, bei der auch der
Widmungsträger Großherzog Ernst Ludwig zu
Hessen zugegen war, muss ein überwältigender
Erfolg gewesen sein. Kein Wunder - man höre nur
einmal den Schluss des ersten Satzes: Wie
Oberaigner und Schöch das ersterbende Ende
gestalten, hat ganz große Klasse!
Finderglück
Die beiden bilden ein kammermusikalisches
Traumpaar, wie es selten zu finden ist. Da werden
Klangfarben und Ausdrucksgesten übernommen
und weitergereicht, dass es eine Freude ist; man
überbietet sich in dynamischer Expression und
findet auch im Unbestimmt-Suchenden zu einer
gemeinsamen Haltung. Und im luxuriösen 2+2+2-
Klang, höchstwertig auf Super Audio CD
eingefangen, kommen auch anspruchsvollste
Musikliebhaber voll auf ihre Kosten.