Vergessenes Spiel
Seit mehr als 20 Jahren gelingt es dem Ensemble Villa
Musica immer wieder, vergessene Perlen der Kammermusik
ins rechte Licht zu setzen, die im modernen Konzertbetrieb
allzu leicht überhört werden. Diesmal Max Reger in der
Kombination des berühmten Klarinettenquintetts A-Dur op.
146 mit dem Streichsextett F-Dur op. 118 in einer
exzellenten Neueinspielung.
Schwere Geburt
Das Streichsextett hatte Reger für die Gewandhauskammermusik
im März 1911 fest versprochen, doch die Arbeit daran
fiel ihm sichtlich schwer: Reger verwarf ganze Takte und
komponierte sie neu. Im Oktober 1910 vernichtete er den
kompletten ersten Satz mit Ausnahme von vier Takten, die
ihm wertvoll genug erschienen. Noch am 19. November
1910 klagte er in einem Brief: „Ich sitze 10.000 Meilen tief in
Arbeit; Soeben habe ich Satz 1 des Streichquartetts
vollendet und arbeite jetzt schon am Satz 2.“ Selbst die
Weihnachtstage nutzte er, um das Finale zu vollenden. Bei
der Uraufführung am 12. März wurde Reger begeistert
gefeiert: Er strebe nach orchestraler Klangfülle, bleibe aber
doch im Rahmen der Kammermusik.
Hohe Kunst
Erst zehn Tage vor seinem Tod am 11. Mai 1916 gab Reger
die Druckfreigabe für sein op.146. Ein bewusstes, letztes
Werk war das Quintett nicht – und dennoch attestieren ihm
Kritiker eine „entspannte Heiterkeit“ voller Bezüge zu den
Kompositionen seiner musikalischen Vorbilder: Die
Beibehaltung der viersätzigen Form, die Tonart, der letzte
Satz als Thema mit Variationen – das alles erinnert sehr an
die Klarinettenquintette von Mozart und Brahms.
Gleichzeitig jedoch gelingt Reger eine Modernisierung der
musikalischen Sprache – neue Ausdrucksmittel, die für
jeden Solisten eine Herausforderung darstellen.
Großer Erfolg
Das Ensemble Villa Musica fasziniert seit 1988 die
Musikwelt durch die Vielfalt seiner Programmgestaltung.
Zahlreiche internationale Plattenpreise flankieren den Weg
dieses in jeder Hinsicht einmaligen Kammermusikensembles.
Kein Wunder, denn Namen wie Martin Ostertag,
Ulf Rodenhäuser, Rainer Kußmaul, Nicolas Chumachenco
und Kalle Randalu sprechen für sich. Sie alle sind heute
ausschließlich als Solisten, Kammermusiker und
Professoren an den renommiertesten deutschen
Musikhochschulen tätig, nachdem sie zuvor an den ersten
Pulten großer Orchester wie der Berliner Philharmoniker
gewirkt haben.