Kraftwerk
Viele seiner Klavierwerke hat Maurice Ravel für
großes Orchester instrumentiert. Vor dem
gänsehautgruseligen „Gaspard de la nuit“
schreckte der Klangfarbenzauberer jedoch
zurück. Marius Constant hat sich der
Herkulesaufgabe gestellt – und die Bielefelder
Philharmoniker zeigen mit Alexander Kalajdzic
am Pult, dass auch in diesem Meisterwerk
französischer Klaviermusik noch unerforschte
Dimensionen zu entdecken sind.
Springteufel
Schauderhaft, wie der Wind das Gerippe des
Gehenkten am Galgen in „Le Gibet“ schaukeln
lässt! Oder die grotesken Sprünge des „Scarbo“,
vom Kontrafagott lauernd eingeleitet: Plastischer
kratzte der Fingernagel des unheimlichen
Kobolds noch nie auf der seidenen Tagesdecke,
und nie wuchs der Zwerg überwältigender zu
kathedralischer Größe! Die Bielefelder haben an
nichts gespart: Eine ganze Batterie von
Schlaginstrumenten unterstützt das ohnehin
opulent besetzte Orchester, das mit irrlichternder
Farbigkeit und luzider Transparenz ein
Tongemälde von beeindruckenden Dimensionen
erschafft.
Schwungscheibe
„Valses nobles et sentimentales“ eröffnen das
Bielefelder Debüt bei MDG. Schwungvoll beginnt
die Walzerfolge, in der später die leisen Töne
überwiegen. Besonders fein: Den letzten Walzer
durchwehen Fragmente der vorangegangenen,
eben wie eine sentimentale Erinnerung an längst
vergangene Zeiten. Das strenge „Menuet
antique“ und die großartig-einfache „Pavane pour
une infante défunte“ ergänzen die kluge
Zusammenstellung.
Magie
Ravel hätte seine Freude gehabt: In MDGs
patentierter 2+2+2-Wiedergabe funkelt seine
Musik bis ins kleinste Instrumentationsdetail.
Wunderbar, wie sich der eindrucksvolle
Orchesterapparat vor der Hörerin entfaltet –
Klangmagie mit Suchtpotenzial …