Gesamtkunstwerk
In der Kirche zu Hamburg-Neuenfelde liegt Arp
Schnitger begraben, und in diesem einmalig
erhaltenen hochbarocken Sakralbau findet sich
auch die größte, mit Rückpositiv ausgestattete
zweimanualige Orgel aus seiner Werkstatt.
Hilger Kespohl präsentiert das kostbare
Instrument erstmals nach der
denkmalgerechten Restaurierung mit der
Musik eines weiteren berühmten barocken
Hamburgers: Matthias Weckmann verstand es
wie kein zweiter, in der Zeit zwischen Schütz
und Bach, aus der immensen Vielfalt
europäischer Musikstile eine ganz eigene
Klangsprache zu entwickeln.
Exportschlager
Schon Weckmanns Lehrer Heinrich Schütz
und Johann Jacob Froberger hatten aus Italien
die Canzone mitgebracht. Girolamo
Frescobaldi war der unumstrittene Meister auf
diesem Gebiet, und was Weckmann in dieser
Tradition neu zu entwickeln vermochte,
begeisterte den sächsischen Kurfürsten
genauso wie Froberger, so dass Johann
Mattheson noch hundert Jahre später von dem
fulminanten Auftritt in Dresden berichtet.
Schmelztiegel
Mehrmals wechselte Weckmann von Hamburg
nach Dresden und zurück, nicht ohne ein
Zwischenspiel im dänischen Nykøbing
einzulegen. In Hamburg begegnete er Heinrich
Scheidemann, wohl die bedeutendste
Persönlichkeit des hanseatischen
Musiklebens, und auch dessen an Sweelinck
geschulte Kompositionsweise fand Eingang in
Weckmanns Personalstil – „mit Ernshafftigkeit
und Lieblichkeit“, wie Mattheson anerkennend
schreibt.
Echtheitszertifiakt
Dafür ist die Neuenfelder Orgel natürlich
besonders gut geeignet. Schnitger hat – ganz
gegen seine sonstige Gewohnheit – keinerlei
Pfeifenmaterial aus vorhandenen
Vorgängerinstrumenten verwendet und konnte
somit seine Ideen wirklich kompromisslos
umsetzen. Der dadurch sehr authentische
hochbarocke Orgelklang ist weitgehend
erhalten – ein Glücksfall für Weckmanns Musik
und alle Liebhaber der norddeutschen
Orgelkunst!