Denkmal
Zweimal entlud sich bereits ungeheure künstlerische Kraft aus der Mischung Dupré, Ben van Oosten und Cavaillé-Coll - ein drittes Mal wird es wieder der Fachwelt den Atem verschlagen: Wenn van Oosten sich auf Duprés monumentalen Kreuzweg begibt...
Draufgänger
Duprés beispiellose Karriere als Organist und Improvisator beginnt in Rouen. Mit 16 Jahren kommt er nach Paris, studiert bei Guilmant und Widor, bildet sich in allen kompositorischen, musikwissen-schaftlichen und orgelbautechnischen Fragen weiter, schreibt ungezählte Bücher über Harmonielehre, Orgelbau, Musikphilosophie, Improvisation.
Dimension
Am 13. Februar 1931 werden die Zuhörer im Konzersaal des Brüsseler Konservatoriums Zeuge eines denkwürdigen Konzertes: Der mit seinen 45 Jahren schon zum "Liszt der Orgel" geadelte Dupré improvisiert zu Texten aus dem Chemin de la Croix von Paul Claudel. Nach dem Konzert bestürmt man Dupré, den genialen Improvisationszyklus aufzu-schreiben, um ihn der Nachwelt zu erhalten. Dupré ist einverstanden – und benötigt für die Notierung nicht weniger als ein Jahr...
Donnerschlag
Im Trocadero Palast Paris erklingt das gewaltige Werk dann zum ersten Mal in seiner bis ins Letzte kalkulierten, auskomponierten Gestalt. Dupré hat nicht ausdruckslose, schöne Formen komponiert, sondern das Leiden Christi in packende Töne gegossen: Die Barrabas-Rufe, die Nagelschläge, aber auch die Leidensrufe der Maria sind in einer nicht zu überbietenden Intensität an den Zuhörer herangetragen, die den Siegeszug des Werkes wesentlich vorherbestimmte.