Kontrast
Das Klarinettenquintett ist Max Regers letzte vollendete Komposition; er überlebte den Versand des Manuskripts an seinen Verleger nur um einige Tage. Paul Hindemiths Beitrag zur selben Gattung entstand wenige Jahre später und ist das draufgängerische Werk eines jugendlichen Bilderstürmers. Vladimir Soltan vereint mit dem famosen Utrecht String Quartet diese so gegensätzlichen Werke auf einer brandneuen Super Audio CD, die ein Schlaglicht auf die gewaltige stilistische Bandbreite in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts wirft.
Konzept
Während Reger sich an den großen Vorbildern Mozart und Brahms orientiert, deren Quintette bis heute maßstabsetzend sind, bezieht Hindemith sich eher auf die Tradition des Divertimento. Ist Regers Werk klassisch-viersätzig angelegt, präsentiert Hindemith fünf Teile, wobei der letzte Satz eine Note für Note spiegelbildliche Version des ersten bildet. Was für ein formaler und satztechnischer Geniestreich des gerade 28jährigen!
konkret
Hindemith komponierte sein Quintett ohne Partitur, direkt in die Stimmen – eine intellektuelle Meister-leistung, die das planvolle Vorgehen des jungen Komponisten bestätigt. Bemerkenswertes Detail: Die Uraufführung beider Werke besorgte Klarinettist Philipp Dreisbach, im Fall Hindemith mit dem Amar-Quartett und dem Komponisten an der Bratsche.
kongenial
Vladimir Soltan schafft gemeinsam mit dem Utrecht String Quartet diesen künstlerischen Spagat ebenfalls souverän. Der junge weißrussische Klarinettist vermag die Tiefe des Alterswerks ebenso auszuloten, wie er die unbekümmerte Frische des Neuen umzusetzen versteht. Liebevoll ausbalanciert und in hochfeiner Super Audio CD Technik eingefangen, ist diese Neuproduktion auch klanglich-kulinarisch ein Genuss.