Überflieger
MDG hat sich wiederholt dem Wirken des
Wundergeigers Gerhard Taschner gewidmet, der bereits
als 13-Jähriger das Wiener Publikum faszinierte und
später jüngster Konzertmeister von Wilhelm
Furtwänglers Berliner Philharmonikern wurde. Leider ist
nur ein Teil der Tonaufnahmen Taschners erhalten
geblieben, darunter die Violinkonzerte von Bruch,
Pfitzner und Fortner, die in exquisiter Qualität auf dieser
neuen CD zu hören sind.
Spielkind
Nur ganz selten arbeiten Komponist und Interpret beim
Entstehen eines Werkes eng zusammen. Wolfgang
Fortner hatte Taschner in den Nachkriegswirren 1946
samt Familie im Haus des Rüdesheimer Musikmäzens
Carl Jung untergebracht. Obwohl Taschner lieber mit der
Modelleisenbahn der Kinder spielte als mit Fortner zu
arbeiten, gelang ihm eine wunderbare Aufführung dieses
mit geigerischen Finessen nur so gespickten Konzerts.
Neben der hier dokumentierten Aufnahme mit dem SWFOrchester
unter der Leitung von Hans Rosbaud gestattet
ein Konzertmitschnitt der Berliner Philharmoniker unter
Wilhelm Furtwängler (veröffentlicht auf MDG 642 1113-2)
einen höchst interessanten Interpretationsvergleich.
Lautsprecher
Wer das RIAS-Sinfonieorchester unter Rudolf Kempe am
17. April 1955 bei der Aufführung des Violinkonzerts von
Hans Pfitzner live im Radio gehört hat, der spürte, dass
er einem ganz besonderen Ereignis beiwohnte. Selbst
der Rezensent der „Welt“ lobte, wie Taschner „mit fast
propagandistischer Verve für Pfitzner plädierte“. Schade,
dass der Komponist diese Aufführung nicht mehr selbst
erleben durfte…
Glücksfall
„Ich kann dies Concert nicht mehr hören, habe ich
vielleicht bloß dies eine Concert geschrieben?“ Max
Bruch konnte sich des Ansturms der vielen Geiger, die
ihm sein erstes Violinkonzert vorspielen wollten, kaum
erwehren. Welch ungeheurer Zufall, dass auch diese
Aufnahme von Gerhard Taschner mit dem Sinfonieorchester
des Süddeutschen Rundfunks unter der
Leitung von Hans Müller-Kray von 1954 der falsch
verstandenen Archivbereinigung in deutschen
Funkhäusern entgangen ist.