Ursprung
Endlich! Nach Ausflügen in die späte und späteste
Romantik, hoch dekorierten Operneinspielungen und
einer Exkursion nach Russland kehrt das Beethoven
Orchester Bonn zu seinen Wurzeln zurück. Mit der
ersten und der fünften Sinfonie ihres Paten haben
sich die Bonner zwei Schlachtrösser des Konzertrepertoires
ausgesucht, die unter Stefan Bluniers
gefühlvoller Stabführung zu unerwartet vitaler Frische
und kraftvoller Fantasie erwachen.
Aufbruch
Schon die Eröffnung der Ersten hat es in sich.
Beethovens Zeitgenossen waren schockiert: Statt
zunächst die Grundtonart zu festigen, beginnt die
langsame Einleitung mit dissonanten
Septimakkorden, die zu aller Überraschung und völlig
untypisch für ihre Zeit auch noch im Wesentlichen von
den Bläsern gestaltet werden und sich nur leicht
getupft, quasi heimlich auflösen. Im Vorgriff auf die
Romantik entsteht ein sehnsuchtsvolles Streben,
dessen Ziel nebensächlich ist und das von Blunier
und seinen Musikern mit pulsierender Spannung
nachgefühlt wird.
Neuland
Die Fünfte ist wohl die bekannteste Sinfonie
überhaupt. Dass es aber auch hier noch Neues zu
entdecken gibt, zeigen die bestens aufgelegten
Bonner eindrucksvoll. Das berühmte Eröffnungsmotiv,
von Beethoven sehr präzise rhythmisch bezeichnet,
präsentiert sich kraftstrotzend und energiegeladen;
mitreißend spannt sich der Bogen bis zum Finale,
dessen nicht enden wollende C-Dur-Orgie so eine
spannende Stringenz erfährt.
Heimspiel
Besonders packend ist diese fulminante Deutung der
Meisterwerke in MDG-typischer 2+2+2-Wiedergabe
zu erleben. Fantastisch, mit welch plastischer Körperlichkeit
das Orchester im Wohnzimmer Platz nimmt;
mittendrin der Zuhörer, dem es vor Spannung den
Atem verschlägt. Beethoven in 3D - Endlich!