Momentaufnahme
Nachdem MDG schon eine CD mit seinen Kammermusikwerken
vorlegte, widmet sich das Utrecht String
Quartet jetzt dem Streichquartett-Schaffen des
Niederländers Lex van Delden. Die vier Werke dieses
Genres sind beeinflusst von wichtigen Momenten im
Leben des hochgeschätzten, aber über seine Heimat
hinaus bisher kaum bekannten Komponisten.
Wechselbad
Lex van Delden, Sohn einer jüdischen Händlerfamilie,
vereinigte alle positiven Eigenschaften, die ein
Überleben im Amsterdam der 30er und 40er Jahre
möglich machten: vielfache Begabung und Kontaktfreudigkeit.
Trotz seiner musikalischen Frühreife
schrieb er sich für Neurochirurgie an der Amsterdamer
Universität ein – ein Plan, den die deutschen
Besatzer drei Monate später zunichte machen sollten.
Das Kriegsende weckte eine weitere Begabung in
dem jungen Mann: Van Delden wurde Musikredakteur,
blieb aber seiner musikalischen Produktivität
auf höchstem Niveau treu.
Manifest
Das erste Streichquartett entstand im Alter von 35
Jahren, allerdings unter dem Eindruck der
unheilbaren Krankheit seiner Gattin. Ein sehr gegensätzliches
Werk voller Harmonie und Leidenschaft.
Die siebte Sinfonie entstand etwa 10 Jahre später und
wurde ein Triumph. Noch vor ihrer gefeierten
Uraufführung erstellte van Delden als Nr. 2 die
Fassung für Streichquartett in der ihm eigenen
Tonsprache, die sich längst manifestiert hatte.
Geistesblitz
Das dritte Streichquartett entstand auf Anregung
eines Mäzens, der van Delden bat, doch Gemälde
seiner Sammlung als Vorlage für das Werk zu
benutzen. Eine besondere Inspiration liegt dem
letzten Streichquartett zugrunde: „Musica di Catasto“
wurde vom Kultusministerium der Niederlande in
Auftrag gegeben zur 150-Jahr-Feier des Grundbuchamtes
…
Hingabe
Das Utrecht String Quartet ist mit den Gesamteinspielungen
der Streichquartette von Glazunov und
Grechaninov in bester Erinnerung. Einen besseren
Anwalt für die Musik ihres Landsmanns Lex van
Delden kann man sich kaum vorstellen.