Schatz
160 Werke hat Léon Boëllmann nach kurzem Leben
hinterlassen, doch nur die grandiose „Suite Gothique“
für Orgel konnte sich im Konzertbetrieb behaupten.
Dabei gibt es unschätzbaren Kostbarkeiten zu
entdecken: Das Trio Parnassus präsentiert,
unterstützt von Gérard Caussé an der Viola, drei
Kammermusikwerke des französischen Spätromantikers,
die sich hinter den Schöpfungen seiner
Freunde Saint-Saëns oder Fauré nicht zu verstecken
brauchen.
Spur
1862 im Elsass geboren, wuchs Boëllmann im
politischen wie kulturellen Spannungsfeld zwischen
dem sich gerade konstituierenden Deutschen Reich
und der Grande Nation auf. Auch wenn sich die
elterliche Familie für die französische Seite entschied,
sind die Einflüsse der deutschen Nachbarn in seiner
Musik unüberhörbar, die Romantiker haben deutliche
und wohltuend schwelgerische Spuren hinterlassen.
Reiz
Aber auch das Französische lässt sich nicht
verleugnen, was die Pariser Zeitgenossen zu
schätzen wussten: Das klanglich ungemein reizvolle
Klaviertrio op. 19, rhythmisch raffiniert und von
überraschend individueller Form, wurde von der
Société des Compositeurs ausgezeichnet, ebenso
das groß angelegte Klavierquartett, das in seinen
ersten drei Sätzen einen gewaltigen emotionalen
Bogen spannt, der von einem energiegeladenen
Finale gekrönt wird.
Klasse
Es ist beeindruckend, mit welcher Treffsicherheit das
Trio Parnassus an der Seite von MDG immer wieder
mit neuen Trouvaillen überrascht. Auch mit dieser
Einspielung ist den kammermusikalischen Raritätenjägern
wieder echt faszinierende Entdeckungen
gelungen, die dazu noch in einem äußerst süffigen
Klangbild daher kommen.