Influencer
Vor allem war es ein gewaltiger PR-Coup: die sechs Komponisten, die Tausendsassa Jean Cocteau unter dem Namen „Groupe des Six“ anpries, hatten nur wenig gemeinsam. In Steffen Schleiermachers klug zusammengestellter Anthologie mit Klaviermusik der Künstlergruppe erleben wir das Verbindende, vor allem aber auch das Unterscheidende der sechs höchst eigenwilligen Tonsetzer, für die Erik Satie mehr Bezugspunkt als tatsächlich Mentor war.
Diversität
Satie war vieles, aber ganz bestimmt kein Lehrer oder gar Gründer einer „Schule“. Was Francis Poulenc, Darius Milhaud, Germaine Tailleferre, Georges Auric, Arthur Honegger und Louis Durey allenfalls verbindet, ist eine gewisse Opposition zur Musik Wagners und zum sogenannten „Impressionismus“. Bereits da wird es allerdings schwierig – Tailleferres „Hommage à Debussy“ spricht da schon mit dem Titel Bände…
Crossover
Man trifft erstaunlich oft auf eine „Pastorale“. Wer allerdings sanft wiegende Sechsachtel-Bukolik erwartet, wird nicht selten enttäuscht; dafür waren alle sechs doch viel zu sehr Pariser Stadtmenschen. Und während neben Ausflügen in das Unterhaltungsgenre sehr oft klare, klassizistisch anmutende Formen anzutreffen sind, zeigt Louis Durey in den bis zum Zerreißen gezogenen Spannungsbögen seiner Préludes, dass es auch anders geht – ganz großes Kino, und eine echte Entdeckung!
Avantgarde
Immerhin waren die Sechs doch zumindest locker befreundet, wie Fotografien bis in die 1950er Jahre hinein nahelegen. Und dass die Anwesenheit einer Frau in der Gruppe nirgends thematisiert, mithin also als völlig selbstverständlich betrachtet wurde zeigt: in Manchem war man vor hundert Jahren bereits weiter als heute…