Mandat
Mit dieser Veröffentlichung legen das Orchester der
Beethovenhalle, der Mainzer Domchor und die Rund-funkchöre
des WDR und NDR eines der zentralen Sakralwerke des
gerade vergangenen Jahrhunderts vor: Krzysztof Pendereckis
monumentale Lukas-Passion. Unter der Leitung des
ausgewiesenen Kenners der zeitgenössischen Musik Marc
Soustrot und mit namhaften Solisten der internationalen
Opernszene entstand dieses einzigartige Klangdokument einer
weltweit übertragenen Fernsehproduktion.
Grundsatzentscheidung
Die Matthäus-Passion ist von Bach, die Lukas-Passion ist von
Penderecki. Zu diesem Allgemeinplatz ist die unmittelbare
Wirkung des Oratoriums geronnen, die bei seiner Uraufführung
im westfälischen Münster 1966 ansetzte und bis heute nicht
einen Funken an Durch-schlagskraft verloren hat – in zwei
Wesenszügen blieb die Lukas-Passion inmitten gleichzeitg
enstandener Werke unerreicht: in ihrer direkten Faßlichkeit und
ihrer musikhistorischen Bedeutung.
Disput
Die Wirkung der Lukas-Passion beruht bis heute auf
Überraschung: Der 32jährige Pole stellt Geräusche neben
gregorianische anmutende Abschnitte, seine typischen
Tontrauben ("Cluster") kollidieren mit einem strengen
spätmittelalterlichen Stimmengewebe, schärfste Dissonanzen
prallen auf konventionelle Dreiklänge, weltferne Kontemplation
auf ungestüme Ekstase: Das Leiden Christi und damit das
Leiden der Menschheit wird wieder glaubwürdig.
Hammelsprung
Die Karriere des jungen Penderecki begann mit einer
Sensation: Bei einem Wettbewerb hatte er drei Kompositionen
eingereicht – nach Willen der Wett-bewerbsleitung in drei
versiegelten, anonymen Um-schlägen. Die polnische
Komponistenelite wählte die besten Arbeiten aus. Am Schluß
belegte Penderecki den 1., 2. und 3. Platz.
Konzertierte Aktion
Die Solisten an der Seite der genannten renommierten
Ensembles sind allesamt im Who is Who der zeitgenössischen
Musikkultur zu finden: Marc Soustrot, dessen dirigentische
Arbeit durch zahlreiche Schallplattenpreise dokumentiert ist;
Franziska Hirzel, die Ausnahme-Sopranistin, die gerade unter
Boulez mit dem Concertgebouw-Orkest Schönbergs "Moses
und Aaron" vorgelegt hat; und schließlich Francois Le Roux
(Bariton) und Jean-Philippe Courtis (Bass), deren Auftritte an der
Met, im Covent Garden oder an der Wiener Staatsoper
begeisterte Kritiken auf den Plan rufen.