Dokument
Jahrhunderte lang schlummerte sie als
Fragment in den Archiven, jetzt sind die
kostbaren Werke der Kärtner Orgeltabulatur
aus der Zeit um 1560 erstmals auf Platte zu
hören. Es ist die älteste bekannte
Handschrift in Buchstabennotation mit
Werken von Ludwig Senfl, Josquin Desprez,
Pierre de la Rue und Jean Mouton, die der
österreichische Organist Manfred Novak
herausgegeben und auf der exakt
passenden Ebert-Orgel in der Innsbrucker
Hofkirche auf zwei CDs dokumentiert hat.
Vielfalt
Auch im 16. Jahrhundert stand nicht immer
ein Chor zur Verfügung. Hier übernahm die
Orgel das Repertoire der Sänger. Die
Tabulatur enthält daher viele Bearbeitungen
von Vokalmusik, darunter populäre Mess-
Sätze, Chansons und Motetten. Viele Werke
sind in keiner anderen Quelle überliefert,
darunter „Preambulum“, Ludwig Senfls
einziges Orgelwerk.
Entdeckung
Die Besonderheit der Kärntner Tabulatur ist,
dass sich die hier aufgenommenen Stücke
streng an die alten Vorlagen halten. Lediglich
einige, der damaligen Praxis entsprechende
Ornamente wurden hinzugefügt. Manfred
Novak verzichtet auf weitere
Improvisationen. Es ist ungeheuer spannend,
wie vielfältige Klänge und Schattierungen
das historische Instrument bei dieser Musik
lebendig werden lässt.
Orgelpunkt
Am 7. Juni 1561 wurde die Ebert-Orgel in der
Innsbrucker Hofkirche abgenommen. Sie ist
bis heute mit weitgehend originalem Bestand
erhalten und ein wichtiges Dokument. Als
Bonus enthält die Einspielung eine
kurzweilige Klangvorführung der einzelnen
Register, so dass die genau aufgelisteten
Registrierungen hervorragend nachvollzogen
werden können.