Escapade
Haydn: Das Leipziger Streichquartett widmet sich drei Quartetten aus op. 33, jenem Opus, mit dem sich Haydn erstmals nach über 20 Jahren im Dienste der Fürsten Esterházy als freier Komponist am Mark versucht. Und was für ein Auftritt! Den Duft von Freiheit und Abenteuer verströmt die liebevolle Deutung der Leipziger, die damit einen weiteren Meilenstein in ihrer eindrucksvollen Diskografie setzen.

Rochade
Schon äußerlich setzt sich Haydn deutlich von allem Höfischen ab: Das aristokratische Menuett wird durch das revolutionäre Scherzo ersetzt, statt der fugierten Finali gibt es Rondos und Variationen. Allein die Tatsache, dass er sich das in bürgerlichen Kreisen beliebte Streichquartett anstelle der von seinem Dienstherrn so oft geforderten Baryton- Kompositionen aussucht, spricht eine eindeutige Sprache. Und natürlich setzt er all seine kompositorische Meisterschaft ein und schafft damit vollendete und immer wieder äußerst überraschende Werke.

Scharade
Man reibt sich die Ohren: Beginnt das h-Moll- Quartett nicht eigentlich in D-Dur? Nein, aber Haydn schafft durch geschicktes Weglassen eine ambivalente Stimmung, die Spieler und Zuhörer gleichermaßen an der Nase herumführt. Oder der Anfang des G-Dur-Quartetts, dessen Thema so beginnt, wie andere Themen enden … Ständig jongliert Haydn mit den Erwartungen seines gebildeten Publikums, und es ist die pure Freude, das Leipziger Streichquartett bei seinem Vergnügen an diesen Verwirrspielen zu begleiten.

Glanzparade
Mit inzwischen sechs Folgen hat das Leipziger Streichquartett seine Kompetenz in Sachen Haydn unstrittig unter Beweis gestellt. Historisch informiert, ohne zu historisieren: Im perfekten klassischen Tonfall der Leipziger kommen Witz und Schalk des Wiener Großmeisters vergnüglich zur Geltung. Ein Genuss für Ohr und Hirn!