Unvermögen
Harsche Kritik aus dem fernen Berlin mag eine besondere Motivation für den Hofkapellmeister von Fürst Esterhazy gewesen sein. Der Pädagoge und Theologe Johann Christoph Stockhausen hatte 1771 Haydn und anderen Vertretern der zeitgenössischen modernen Instrumentalmusik „uneinheitlichen Stil und Unvermögen im Kontrapunkt“ vorgeworfen. Hier ist die musikalische Antwort: Die Streichquartette op. 20.
Vielfalt
Gegenüber den beiden früheren Streichquartett- Zyklen op. 9 und op. 17 sticht op. 20 durch eine bisher ungeahnte Vielfalt der Satzfolgen heraus. Keines seiner früheren Quartette erreicht auch nur annähernd den Grad an kontrapunktischer Komplexität, den Haydn hier anstrebt. Auch die formalen Experimente in den Kopfsätzen, die unterschiedlichen Charakteristika der langsamen Sätze und die individuelle Pointierung der Menuette und Trios qualifizieren diese Quartette als eine Werkgruppe, in der Haydn alle ihm in dieser Zeit zur Verfügung stehenden Möglichkeiten bis ins Extrem auslotet.
Spitzentanz
Mit einem Augenzwinkern an den preußischen Kritiker überhöht er den Schlusssatz mehrfach mit der altehrwürdigen Kunst der Fuge – nicht ohne sie mit Leichtigkeit dem modernen Stil unterzuordnen. Man höre nur die überaus quirlige Fuga a 4 Soggetti des C-Dur Quartetts im tänzerischen 6/8-Takt…
Spitzenplatz
Eleganz und Geschmack, eine selbstverständliche Virtuosität, feinst austarierte Dynamik und Intonation bei genauester Partiturkenntnis und dem untrüglichen Gespür für den richtigen Moment des Loslassens sind die Kennzeichen des Leipziger Streichquartetts, das mit seinen über 70 CD-Einspielungen in 20 Jahren bei MDG unzählige Referenzaufnahmen geliefert und sich längst in die erste Riege der Quartettformationen katapultiert hat.