Zu Ende
Nach langen, durchaus erfüllten Dienstjahren am Hofe Esterhazy wird Joseph Haydn 1790 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet – versorgt mit einer ungewöhnlich stattlichen Pension. Die neue Freiheit nutzt der weltweit gefragte Komponist mit Reisen, vor allem nach London; und er komponiert wieder Streichquartette. Mit den ersten dieser „Apponyi“- Quartette setzt das Leipziger Streichquartett seine Haydn-Serie fort und präsentiert einen weiteren beachtlichen Meilenstein im Quartettrepertoire.

Zu schwer
Die Quartette wurden Haydn geradezu aus den Händen gerissen; Graf Apponyi sicherte sich schließlich zum Preis von 100 Gulden für ein Jahr das Exklusivrecht. Obwohl bei Dilettanten beliebt, sprengen die Quartette op. 74 die Grenzen des durch Liebhaber Ausführbaren. Besonders die 1. Violine fällt immer wieder durch virtuose Passagen auf, aber auch den anderen Stimmen wird – man höre nur mal das Finale des C-Dur-Quartetts – Einiges abverlangt.

Zu Hause
Und Haydn bleibt sich treu: Immer wieder überrascht er Spieler wie Hörer durch unregelmäßige Perioden, eingeschobene Takte, plötzliche Pausen... Und es gibt Anklänge an Volkstümliches, etwa Bordunflächen oder – im B-Dur-Quartett – Dur/Moll-Wechsel, die Assoziationen an Haydn jahrelangen Aufenthalt in Ungarn wecken und zu Hören ein Vergnügen sind.

Zu Pferd
Das g-Moll-Quartett trägt als einziges dieser Gruppe einen Beinamen: „Reiterquartett“ verweist auf das schwungvolle Finale, das die Leipziger mit Verve und Lust am Spiel wahrlich „con brio“ präsentieren. Aber auch so manch langsamer Satz verwöhnt in dieser Trias den anspruchsvollen Hörer: Große, zeitlose Musik, von der es nicht genug geben kann.