Rückgewinnung
Wieder greifbar – weil extrem kostbar: die Einspielung
von Haydns Sechs Divertimenti Hob. IV:6-11 mit Paul
Meisen (Flöte), Ernö Sebestyen (Violine) und Martin
Ostertag (Violoncello), die bei ihrer
Erstveröffentlichung hohe Rezensionswellen schlug:
„... technisch makellos!“ (FonoForum) – „...
mustergültig!“ (musica sacra).
Fehlgriff
„Bloß Tongemälde, die auf die Ergötzung des Ohres
Anspruch machen...“, seien Divertimenti – so urteilte
man noch 1802. Allerdings griff diese Definition an
Haydns Divertimenti meilenweit vorbei...
Fuchsbau
...Haydns Musik weist nämlich die ganze Raffinesse
und Ausdrucksstärke eines alten Komponisten-Hasen
auf: Man denke nur an die chromatisch durchwirkten
Sechzehntelskalen des langsamen Satzes von Nr. 2,
an die raffinierten Harmoniefortschreitungen im
eröffnenden Satz der Nr. 4 oder an die verblüffende
Wirkung der Vorschlags- und Vorhaltsnoten im ersten
Satz des 3. Divertimentos.
Doppelgriff
Haydn zeigt sich als brillanter Resteverwerter: Aus
seiner Oper „Il Mondo della Luna“ übernimmt er die
Sinfonia und macht daraus mit wenigen Strichen den
dritten Satz des Divertimentos Nr. 5. Für das
Divertimento Nr. 4 formt er kurzerhand sein
Barytontrio (Hob. XI:97) um...
Kettenreaktion
Paul Meisens Lebensstationen führten über Hamburg,
Detmold, Zürich, Karlsruhe, München und Tokio, wo
er als Soloflötist und Professor wirkte. Er ist einer der
ersten Künstler des noch jungen Labels MDG. Ernö
Sebestyén war bereits mit 23 Jahren Konzertmeister
der ungarischen Staatsoper und von 1968 bis 1971
Professor an der Franz-Liszt-Musikhochschule in
Budapest. 1971 wurde er Konzertmeister an der
Deutschen Oper in Berlin und wechselte 1980 an das
Symphonieorchester des BR. Seit 1988 ist er
Professor für Violine in München. Der Cellist Martin
Ostertag absolvierte seine Studien in Karlsruhe, Paris
und Detmold. Sein Lebensweg führte ihn über die
Deutsche Oper Berlin und das Sinfonieorchester des
SWF in Baden-Baden nach Karlsruhe, wo er seit 1980
eine Professur innehat.