Patentstreit
Arnold Schönberg gilt als Erfinder der Zwölftontechnik. Sein Landsmann Josef Matthias Hauer machte ihm diesen Ruf streitig. An seinem Geburtshaus in der Wiener Neustadt lässt sich Hauer noch heute als „Entdecker des Zwölftonspiels“ feiern. Genützt hat es ihm wenig: Auf den Konzertbühnen sind seine Kompositionen sehr selten zu hören. Steffen Schleiermacher und der Tenor Holger Falk rufen uns Hauers Werk mit einer Aufnahme von vertonten Hölderlin-Gedichten in Erinnerung.
Verwandtschaft
Im Alter von 30 Jahren machte Hauer 1913 erstmals
mit Hölderlin-Texten Bekanntschaft. Er sah ihn fortan
als Kollegen an: „Die erste Bekanntschaft mit dem großen Lyriker und Musiker war in vielen Dingen für
mich richtunggebend. Ich habe es mir zur Lebens-aufgabe gemacht, Hölderlin auszuschöpfen, soweit es mir möglich ist.“
Vielfalt
Die stilistische Bandbreite der Hauer-Lieder ist groß.
„Ich fand Lieder zwar in Zwölftonreihen, aber mit tonalem harmonischem Gerüst. Ihr Ausdrucksbogen
reicht vom dramatischen Stimmeinsatz, vom gar schlichten Kunstlied bis zum Sprechgesang. In den
späteren Kompositionen treffen innerhalb eines Liedes lyrisch Gesungenes und Sprechgesang direkt aufeinander“, zeigt sich Holger Falk nach seiner ersten Begegnung mit Hauers Werken überrascht.
Ohne Worte
Op. 25 bietet Steffen Schleiermacher Gelegenheit, seine solistischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Der Pianist zeigt uns, wie er die kleinen „Klavierstücke mit Überschriften nach den Worten von Friedrich Hölderlin“ versteht, die ebenfalls ohne Tempo- und Dynamikvorgaben notiert sind. Jeder Klavierschüler, der diese Stücke als typische Beispiele für die Musik des 20. Jahrhunderts üben musste, wird dabei erkennen, wie weit er von den Fertigkeiten des führen- den Interpreten für die Klaviermusik dieser Zeit entfernt ist...