Gipfel
Trotzig hielt Brahms zeit seines Lebens an der Kammermusik als dem eigentlichen Prüfstein der Satzkunst fest, während viele seiner Kollegen sich der modisch attraktiveren, weil spektakulären Gattung Sinfonische Dichtung hingaben. Brahms’ Meisterschaft gipfelt in seinen Quartetten und Quintetten, und so ist es folgerichtig, wenn sich Künstler wie Karl Leister und das Leipziger Streichquartett zusammentun, um ihre Sichtweise von zwei zentralen Werken auf CD festzuhalten und damit die MDG-Brahms-Diskografie ergänzen.

Herbst
Brahms’ virtuose Satztechnik scheint vor der unmittelbar ergreifenden, herben Schönheit des Klarinettenquintetts op. 115 bescheiden in den Hintergrund zu treten. Diese Komposition ist sechs Jahre vor seinem Tod in Bad Ischl entstanden; Brahms wurde dort zu einer Zeit, als er sein Testament schon “im Kopf” hatte, durch die Begegnung mit dem herausragenden Klarinettisten Richard Mühlfeld noch einmal zu künstlerischen Höchstleistungen angeregt.

Sommer
Aus der Lebensmitte des großen hanseatischen Komponisten stammt das Streichquartett op. 51/2. Das Werk gehört zu den lyrischsten seiner Gattung, und doch ist es im innersten streng motivisch verwoben – gleich zu Beginn erklingt das Motto des passionierten Junggesellen Brahms: nämlich in den drei Tönen Frei Aber Einsam ...

Profil
Karl Leister darf mit Fug und Recht als Eminenz des deutschen Klarinettenspiels bezeichnet werden. Der Soloklarinettist der Berliner Philharmoniker unter Karajan lehrt heute an der ehrwürdigen Ostberliner Musikhochschule “Hanns Eissler”. Die Royal Academy of Music in London ehrte Leister für sein künstlerisches Werk mit der Ehrenmitgliedschaft. Zahlreiche Konzerte zusammen mit dem Leipziger Streichquartett, dem “profiliertesten der jungen Generation” (Neue Zürcher Zeitung), finden in dieser Einspielung ihre Krönung.