Passioniertes Leiden
MDG veröffentlicht die Ersteinspielung von Bachs Johannespassion in der 2. Fassung von 1725. Mit dem Kölner Kammerchor, dem Collegium Cartusianum unter Leitung von Peter Neumann und erstrangigen Solisten – eine absolute Entdeckung ist der Tenor Markus Brutscher! – gelang eine spannende Aufführung, die die allzu vertraut gewordene Komposition zu einem völlig neuen Erlebnis macht.
Fast keine Zeit
Direkt mit seinem Amtsantritt als Thomaskantor hatte J. S. Bach eine ungeheure Arbeitsflut zu bewältigen. Einzig in der Fastenzeit gab es für fünf Wochen keine Kantatenaufführungen – Zeit genug für Bach, sein erstes groß angelegtes Oratorium in Angriff zu nehmen.
Geplatzter Wechsel
Die musikalischen Passions-Aufführungen fanden üblicherweise im Wechsel zwischen den beiden Leipziger Hauptkirchen statt. Natürlich plante Bach 1724 die Aufführung seiner Passion in der Thomaskirche. Dies wurde vom Rat verboten, da turnusmäßig die Nikolaikirche dran sei.
Ratlos
Die erzwungene Aufführung hat ihn nicht zufrieden gestellt – und so hat Bach 1725 in einer zweiten Fassung die Passion einfach nochmal aufgeführt – natürlich in der Thomaskirche. Ob die Passion in dieser Version Kirche und Rat gefiel, wissen wir nicht – der geniale Schachzug Bachs ist überraschenderweise bis heute noch nicht auf CD veröffentlicht worden.
Spurensicherung
Bach überrascht mit einem neuen Einfangschor, ersetzt einige Arien, und die gesamte dramatische Entwicklung wirkt gestraffter, unmittelbarer und erhält tatsächlich eine andere theologische Aussage. die vorliegende Ersteinspielung berücksichtigt bezüglich Dynamik und Artikulation die originalen Orchesterstimmen von 1725.
Passion
Die 30 Sängerinnen und Sänger um Peter Neumann gehören spätestens seit ihrem Erscheinen auf den internationalen Chorwettbewerben und Festivals von Arezzo, Veterbo, London und Mailand zu crème de la crème der Chorkultur. Die MDG-Einspielungen zuletzt der Oratorien Saul und Susanna von Händel erhielten weltweit beste Referenzen und Auszeichnungen.