„es sey in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden" zitiert Nikolaus Forkel 1802 in seiner
berühmten Bachbiografie, und tatsächlich war er einer von Johann Sebastian Bachs
Lieblingsschülern: Johann Ludwig Krebs genoss eine besondere Nähe zum berühmten Thomaskantor,
und die Überlieferung Bachscher Orgelmusik ist nicht zuletzt sein Verdienst. In seinen eigenen
Orgelwerken orientiert sich Krebs unüberhörbar am großen Vorbild. Deutlich fortschrittlicher sind die
Sonaten und Sonatinen, die Jan von Busch jetzt erstmals an der historischen Orgel zu Warlitz
eingespielt hat.
Kleinodien mit Kleinod
Jan van Bosch präsentiert Sonatinen und Sonaten von Johann Ludwig Krebs
Die Verwendung der Stein-Orgel zu Warlitz ist besonders reizvoll: Das einmanualige Instrument ist,
obwohl in Mecklenburg zu finden, wohl das am besten erhaltene Beispiel Thüringer Orgelbaukunst
und eignet sich hervorragend für die Darstellung von „Clavier“-Musik, die in ihrer Entstehungszeit
womöglich eher für das Cembalo gedacht war. Wie der gleichaltrige Krebs wuchs auch Orgelbauer
Johann Georg Stein in Thüringen auf – nur wenige Kilometer von Krebs entfernt! Dass die Orgel
vollständig unverändert die Jahrhunderte überdauerte, grenzt an ein Wunder. Einzig die im Ersten
Weltkrieg eingeschmolzenen Prospektpfeifen mussten bei der Restaurierung 2004 erneuert werden.
Krebs erreichte in diesen Stücken einen vielfältigen und abwechslungsreichen Ausdruck. Die
Individualität der einzelnen Sätze wird durch Jan von Buschs Registrierung noch besonders
unterstrichen. Dabei hilft die Teilung des Manuals in Bass und Diskant, die mehrfarbige
Klangkombinationen erlaubt, wie man sie sonst nur von größeren Instrumenten kennt – beste
Voraussetzungen für ein Hörvergnügen mit besonderer Authentizität!