Fantasia
Luftig und leicht klingt das Cembalo, wenn
Tatjana Vorobjova die „Sechs Musicalischen
Partien“ von Johann Krieger spielt. Neben
der stupenden Spieltechnik der Virtuosin mit
lettischen Wurzeln liegt das natürlich an
Kriegers Satzweise, die aus den standardisierten
Tanzsätzen der Suiten filigrane
Charakterstücke von tiefem Gehalt zaubert.
Die fein ausbalancierte Super Audio CD
enthält außer der gedruckten Sammlung der
sechs Suiten noch handschriftlich überlieferte
Einzelstücke, die das hochbarocke
Hörvergnügen auf erfrischende Weise
abrunden.
Double
Von den Lautenisten seiner Zeit hat Krieger
sich den „Style brisé“ abgeschaut: kunstvolle,
bisweilen aufregend aufgefächerte Akkordzerlegungen,
die alles Erdenschwere aus der
vielstimmigen Musik in himmlische Sphären
zu heben scheinen – besonders schön in der
Partita in d zu hören. Zuvor aber gibt es ein
Präludium, das seinen Namen verdient, denn
wie könnte man sich auf dem Podium zu
Beginn eines Konzerts besser mit Instrument
und Raum vertraut machen als mit den
geläufigen Arpeggien dieses Stückes?
Sarabande
Oft beschränkt sich Krieger auf den zwei- bis
dreistimmigen Satz, was den Werken eine
leuchtende Transparenz verleiht. Zuweilen
wird eine Vierstimmigkeit angetäuscht, wo
tatsächlich aber nur drei Stimmen spielen.
Und wenn es dann doch mal vollgriffig wird,
wirkt die klangliche Fülle im Kontrast umso
opulenter.
Variatio
Dass Krieger auch den Kontrapunkt
beherrscht, beweist das Praeludium in e
(aus: Anmuthige Clavierstücke), während
dem Hörer mit dem Praeludium in g eine
veritable Aria mit flächig begleiteter Oberstimme
begegnet. Überaus klangsensibel
und variantenreich präsentiert Tatjana
Vorobjova diese wenig bekannte Musik in
historischer Werckmeister-Stimmung auf
einem zweimanualigen Cembalo nach
Ruckers, das in der dreidimensionalen
Wiedergabe geradezu überirdisch zu
schweben scheint.