Tiefe Wurzeln
Emotionale Extreme, mitreißende Rhythmen, atemberaubende
Virtuosität: Seine karibische Heimat
funkelt aus allen Takten der Musik von Joaquín
Clerch. Dass der kubanische Gitarrist, der von den
Senioren des berühmten Buena Vista Social Club
respektvoll mit „Maestro“ angeredet wurde, seine
kompositorischen Vorbilder in Bach, Beethoven und
Brahms sieht, lässt ihn diese Herkunft keineswegs
verleugnen. Selten finden kulturelle Gegensätze
eine so überzeugende Symbiose wie im „Concierto
de Cáceres“ und „Concierto de Otoño“. Das sind
zwei Werke, die das virtuose Repertoire für Flöte
und Gitarre mit Orchester aufs Klangschönste
erweitern.
Herrliche Tränen
„El dolór“, „Der Schmerz“, ist der erste Satz des
Gitarrenkonzerts überschrieben. Hochexpressive
Harmonien wechseln mit packenden Rhythmen,
großes Pathos im Orchester beantwortet die
einsame Klage der Gitarre. Zum Weinen schön, wie
am Ende des zweiten Satzes die Sologeige in die
Gitarrenkadenz einsteigt, bevor das Konzert mit der
„Verkündigung der Freude“, einem fulminanten
Kehraus, in ausgelassenem Jahrmarktsjubel
ausklingt! Clerch, der als Gitarrist alle großen
Wettbewerbe gewonnen hat, hat sich den
vertrackten Solopart natürlich selbst auf die Finger
geschrieben…
Kostbare Perlen
Für seine langjährige Duopartnerin Anette Maiburg
hat Clerch ein Flötenkonzert maßgeschneidert.
Weit ausschwingende Bögen, perlende Läufe,
extreme Lagen:
Der Komponist weiß um die unübertroffene
Meisterschaft seiner Solistin, die mit Bravour und
opulentem Ton den anspruchsvollen Flötenpart
meistert. Überraschende Anklänge an Afrika
machen aus dem „Concierto de Otoño“ ein
Meisterwerk, das kulturelle Grenzen mit
spielerischer Leichtigkeit überwindet.
Starke Glut
Das Orquesta de Cámera de La Habana hat den
Rhythmus im Blut. Unter der Leitung von Thomas
Gabrisch umschmeicheln die jungen Kubaner die
Flötistin, setzen pointierte Akzente der Gitarre
entgegen und finden doch immer wieder mit den
Solisten zu einem gefühlvollen Miteinander. Stark.