Referee
Die Liebe zum Streichorchester ist Joachim Brügge
tief ins Herz gegraben. Berühmte Vorbilder standen
Pate an der Wiege seiner Werke für Streicher:
Antonin Dvorak, Edvard Grieg, Peter Tschaikowsky;
geradezu eine Seelenverwandtschaft verbindet
Brügge jedoch mit den amerikanischen Meistern, an
erster Stelle dem großen Samuel Barber. Dessen
„Adagio“ hat es zum Welthit gebracht – und dass
Brügges Musik dem in nichts nachsteht, belegen die
Salzburg Chamber Soloists, die unter der Leitung des
formidablen Geigers Lavard Skou-Larsen die
kleinformatigen Stücke in MDGs 2+2+2 Recording zu
aufregendem Leben erwecken.
Reverie
Die Nähe zum Amerikanischen ist schon bei einem
flüchtigen Blick in die Partituren augenfällig: „No
Troubles in F“, „Preludes Without“, „Another Air“
heißen die Satzüberschriften, vorzutragen „In a
Strange Mood“, „In a Calm Mood“ oder „In a Honest
Mood“. Und schon beim ersten Hören werden die
transatlantischen Beziehungen deutlich: Modale
Harmonik, unerwartete Dissonanzen und überraschende
Rhythmik sorgen für ein modernes, dabei
aber durchaus an geschmeidiger Gesanglichkeit und
opulentem Klangsinn orientiertes Musikerlebnis. Und
wenn dann noch der Mond aufgegangen ist …
Reverenz
Neben allem Amerikanischen erweist Brügge aber
auch Bach und Brahms seine Reverenz: Seine
„Variations on B-A-C-H“ verbeugen sich vor dem
Altmeister des Kontrapunkts, ganz klassisch endet
der Zyklus mit einer Fuge „Hommage à BACH“. Aber
Brügge wäre nicht Brügge, wenn das wohl
berühmteste Klangsignet aller Zeiten nicht in
überraschend neuen Zusammenhängen zu erleben
wäre. Und mit „Another Air“ aus der „Suite for Trio“
gibt es eine besonders tiefe Verbeugung … Eine ganz
andere Fuge begegnet uns mit „Prelude and Fugue
about Brahms“: Absolut hörenswert, wie die
Bratschen der Salzburg Chamber Soloists über das
Thema aus dem 3. Satz der 3. Sinfonie ins Swingen
geraten!
Referenz
Hier wie in seinen „Arrangements for Strings“ zeigt
Brügge, dass ihm auch die jazzige Seite des
Amerikanischen nicht fremd ist. „Take Five“ erscheint
in einem nie dagewesenen Klanggewand, und mit
„They Long To Be Close To You“ widmet er sich
einem weiteren Schlager, der in der mustergültigen
Darbietung der Salzburg Chamber Solosists wie
selbstverständlich für Streicher geschrieben zu sein
scheint. In feinster SACD-Technik produziert, atmet
die Musik im dreidimensionalen Sound – erfrischend
neu und unverbraucht.