Was ist das? Einzelne Klänge, gezupft? Gitarre? Ja, jetzt oktaviert der Bass und gleich mündet dieses
Intro behutsam intoniert im zarten Schmelz des Tenorsaxophons in „Lobt Gott getrost zu singen“ -
und schon fühlt man sich unmittelbar eingeladen und hineingezogen in eine spannende
Improvisationstour…
Jazz’N’Spirit mit Nummer zwei
Klassische Jazzimprovisationen über Kirchenlieder
Mit „Secundo“ schreibt Jazz’N’Spirit eine Erfolgsgeschichte fort. Mit ihrer ersten Scheibe „Continuum“
überraschten sie die ganze Fachwelt und schafften es auf Anhieb in die Bestenliste. Das Konzept ist
einfach: Man nehme Akustikgitarre, Bass und Saxophon, wahlweise ein wenig Percussion, schwelge in
dem reichen, wohlbekannten Liedgut aus Barock und Renaissance, dazu die reine, ungebremst
tragfähige Akustik eines ehrwürdigen Klostersaals und eine perfekt ausgefeilte Klangtechnik im
2+2+2 Recording, die zusammen Teil des natürlich-klanglichen Gesamtkonzeptes werden.
Völlig entstaubt, doch ohne die ursprüngliche Größe und Bedeutung einzubüßen, erklingt Bachs
ehrwürdiges „O Ewigkeit du Donnerwort“ im Kontext mit dem rhythmisch flott vorgetragenen
150. Psalm nach einer Vorlage von Heinrich Schütz. Man mag gar nicht glauben, dass diese so frisch,
lebendig und jazzig daherkommenden Titel ursächlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert stammen.
Das liegt natürlich auch an der starken Besetzung mit Martin Flindt (Konzert- und Westerngitarre)
und den Brüdern Jens (Kontrabass, Vocals) und Dirk Piezunka der neben Sopran-, Tenorsaxophon
auch die Bassklarinette und Percussion bedient.
„Herzlich tut mich verlangen“ könnte genauso gut das Motto dieser lukullischen Scheibe sein, die die
Vorlagen gleichsam behutsam und mit berückender Ungeniertheit und einem gehörigen Potential an
Besinnlichkeit versehen. Denn wirklich: Es verlangt herzlich nach mehr!