Duales System
Die Akustik von Kirchenräumen und deren Orgeln
sind für den aus Danzig stammenden Komponisten
Jan Janca stets von besonderer Bedeutung bei der
Realisierung seiner Werke. Gegensätzlicher als der
Bremer Dom mit dem Klang einer Kathedrale und die
überraschend trockene Akustik der Kaiser-Wilhelm-
Gedächtniskirche in Berlin kann die Umgebung kaum
sein. Hinzu kommen zwei Instrumente, die das
genaue Abbild der klanglichen Spannbreite von Janca
sind: In Bremen die große romantische Klangtradition
der Sauer-Orgel, in Berlin dagegen das „moderne“
Instrument von Karl Schuke.
Dipol
In Jancas Musik entsteht eine große Vielfalt an
Stimmungen, er spricht eine beredte harmonische
Sprache, obwohl meist tonal gibt es immer wieder
Ausflüge in dissonante Bereiche – nie aufgesetzt, nie
störend, mit immer logischer und zwingender Konsequenz,
die sich in den Textvorlagen spiegelt. Eine
immer wieder überraschende, mal spannende, oft
kontemplative, vor allem aber gut anhörbare
Orgelmusik des 20. Jahrhunderts.
Dialog
Das Hauptwerk dieser CD ist „Das Kirchenjahr in 16
Choralvorspielen“ aus protestantischer Tradition, zu
deren Textausdeutung die knapp 100 Register der
großen Sauer-Orgel im Bremer Dom ihre vielfältigen
Klangfarben beisteuern. „Missa Orbis factor“ beruft
sich hingegen auf noch ältere Vorbilder der
Gregorianischen Messen. Hier lässt sich der „Opus
Vocale“-Kammerchor in feinsten Dialog mit der
Schuke-Orgel ein.
Dopplereffekt
Die „Kleine Suite in fünf Sätzen“ ist völlig in französischem
Stil gehalten – kein Wunder, Janca hatte
seinen Kompositionsstudien bei Johann Nepomuk
David in Stuttgart noch ein Orgelstudium bei Marcel
Dupré in Paris angeschlossen. Die beiden Musiker
dieser Aufnahme, der Berliner Dom-Organist Andreas
Sieling und sein Bremer Kollege Wolfgang Baumgratz,
stehen diesen Vorbildern keinesfalls nach.