Glanz
Prachtvoll muss es zugegangen sein, wenn in Danzig der
Rat neu gewählt wurde. An allen Orgeln der Marienkirche
wurde musiziert, und der zuständige Kapellmeister hatte
festliche mehrchörige Werke zu diesem Anlass abzuliefern.
Andrzej Szadejko vermittelt mit seinem Goldberg Baroque
Ensemble in einer spektakulären Ersteinspielung einen
faszinierenden Eindruck in diese barocke Praxis: Die Super
Audio CD präsentiert Werke von Johann Valentin Meder,
der bis 1698 Kapellmeister an St. Marien war, darunter bis
zu dreichörige Motetten.
Vorreiter
Andernorts war die Mehrchörigkeit schon längst aus der
Mode, doch in Meders Musik verbindet sich diese auf
klangliche Opulenz angelegte und deshalb harmonisch
meist schlichte Satzweise früherer Zeiten mit dem
hochaktuellen konzertanten Stil des italienischen Barock.
Das führt zu eigenwilligen, überaus reizvollen Resultaten.
Und Meder war immer vorne mit dabei: Eine der ersten
Opern in deutscher Sprache stammt aus seiner Feder.
Inszenierung
Auch in seinen Motetten kombiniert er geschickt
Dialogisches mit Kommentierendem – besonders
eindrucksvoll zu erleben in der Motette „Die höllische
Schlange“. Und die beiden Choralmotetten „Ach Herr, mich
armen Sünder“ und „Meine Seele säufzt und stöhnet“
weisen in ihrer so fantasievollen wie abwechslungsreichen
Strophenbehandlung schon weit in die spätbarocke Zukunft.
Pracht
Besonderes Highlight dieser aufwendigen Produktion: Für
die dreichörigen Motetten kommt auch die große, erst
kürzlich rekonstruierte spätbarocke Merten-Friese-Orgel auf
dem Lettner der Danziger Trinitatiskirche zum Einsatz.
Zusammen mit Pauken, Trompeten und Posaunen
vervollständigt sie unter Einsatz des volltönenden
Pedalwerks das klangliche Dreieck mit den hochkarätig
besetzten Vokalchören zur Rechten und zur Linken – ein
aufregendes Klangfest, das natürlich am eindrucksvollsten
in der dreidimensionalen Wiedergabe zu erleben ist.