Instrumententausch
Johann Sebastian Bach hat fast 200
Choralvorspiele und -bearbeitungen
hinterlassen, doch nur selten wurden sie
durch Viola und Klavier interpretiert. Der
Bratschist Hariolf Schlichtig und die Pianistin
Yumi Sekiya haben einige dieser vertrauten
Werke den drei Gambensonaten aus Köthen
gegenüber gestellt und aufgenommen.
Spielerisch
Die drei Sonaten für Viola da Gamba und
Cembalo (BWV 1027–1029) zählen zu den
bekanntesten Kammermusikwerken von
Johann Sebastian Bach. Der
zeitgenössischen französischen Gambenkultur,
die durch virtuose Verzierungen und
hoch entwickeltes Akkordspiel gekennzeichnet
war, eifern sie allerdings nicht nach.
Eine Übertragung der Gambenstimme auf
die Viola lag daher nahe.
Rollenwechsel
Zur Viola griff Bach selbst auch gern, wenn
er in musikalischen Gesellschaften nicht
anderweitig gebraucht wurde.
Es machte ihm offenbar Freude, sich mit
diesem Instrument „in der Mitte der
Harmonie“ zu bewegen, um aufmerksam den
anderen Stimmen zu lauschen, berichtet sein
Biograph Forkel.
Wechselspiel
Franz Beyer hat eine geschickte Auswahl
getroffen, als er die Bach’schen Choräle aus
ihrem geistlichen Umfeld löste, um sie für
das Duo Schlichtig/Sekiya aufzubereiten.
Von mystischer Hochzeitsmusik („Wachet
auf, ruft uns die Stimme“), einer Meditation
(„O Mensch, bewein dein Sünde groß“) bis
zur extrem kunstvoll ausgezierten
Adventsmelodie „Nun komm der Heiden
Heiland“ aus Bachs Todesjahr ist eine große
Vielfalt vertreten. Und tatsächlich ist es
faszinierend auf dieser SACD-Mehrkanaleinspielung
diese Musik losgelöst von ihrem
kirchlichen Umfeld mit einem klangstarken
Steinway Konzertflügel nun quasi absolut zu
genießen.