spannend
Mehrfach hat Johann Sebastian Bach seine
Johannespassion umgearbeitet. Rainer Johannes
Homburg hat sich mit seinen Stuttgarter Hymnus-
Chorknaben und Handel´s Company für die letzte
Fassung entschieden, in der Bach unter
Zurücknahme etlicher Glättungen wieder zur
unbekümmerten Expressivität des frischgebackenen
Thomaskantors zurückkehrt, dabei aber die
instrumental klanglichen Finessen des erfahrenen
Altmeisters voll auskosten kann. Insbesondere die
farbenreich, hier sogar mit Kontrafagott besetzte
Continuogruppe lässt aufhorchen und sorgt mit der
schlackenlosen Darbietung des vielfach
ausgezeichneten Traditionschores für ein fesselndes
Hörerlebnis.
bewegend
Während die Matthäuspassion das menschliche Leid
Jesu in den Mittelpunkt stellt, präsentiert sich Christus
in der Johannespassion vor allem als der göttliche
Erlöser. Die damit verbundene dramatische Reduktion
fängt Bach mit einer sorgsam austarierten Symmetrie
der Komposition auf, die die Architektur des
Johannesevangeliums in genialer Weise zwischen
dem Beginn „Herr unser Herrscher…“ und Ende
„…Dich will ich preisen ewiglich“ widerspiegelt. So
wird die Erzählung von Leid und Sterben Jesu Christi
– ganz in der Nachfolge Martin Luthers – zur
hoffnungsfrohen Botschaft für alle Menschen.
knurrig
Das Besondere dieser Botschaft transportiert Bach
immer wieder mit der Verwendung besonderer
Instrumente. Die Viola d´amore kommt zum Einsatz,
eine Laute, Oboe da caccia und Oboe d´amore. Einer
der Höhepunkte ist aber zweifellos die ergreifende Alt-
Arie „Es ist vollbracht“, die mit der solistischen Viola
da Gamba auf die allerpersönlichste Betroffenheit
zielt. Dass immer wieder auch ein Kontrafagott
besetzt ist, dürfte Bachs Zeitgenossen bereits
aufgehorcht haben lassen, und auch heute noch sorgt
das tiefe Knurren für faszinierendes Erschauern.
überzeugend
Andreas Post führt als ausdrucksstarker Evangelist
durch die komprimierte Handlung, die bis zur letzten
Sekunde in Atem hält. Und dank der dreidimensionalen
Aufnahme in hochauflösender SACDQualität
wird das Zuhören zum Mit-Erleben: Eine
menschlich-existentielle Grenzerfahrung, die nicht nur
überzeugte Protestanten zutiefst berührt.